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Keine Zeit für die Beweihräucherung von Helden

  • Do, 03. Mai 2018
    Kino

FEUERWEHRDRAMA: "No Way Out – Gegen die Flammen" von Joseph Kosinski ist mitreißend, aber kein Actionfilm.

Miles Teller (links), Josh Brolin   | Foto: Studiocanal
Miles Teller (links), Josh Brolin Foto: Studiocanal
Der Feuerwehrfilm ist eine heiße Sache für Heldenverehrung und nicht erst seit 9/11 für Pathos mit Brandbeschleuniger. Regisseur Joseph Kosinski lässt seinen exzellenten Beitrag zum Genre mit toller Besetzung erst einmal auf kleiner Flamme köcheln, bis das Feuerwerk im Finale fast alles wegfegt. Eine Überraschung, für die man Feuer und Flamme sein kann.

Harte Kerle, verwegene Männer und ruppige Kameradschaft – alles da, doch "No Way Out" geht nicht direkt in die Feuerhölle. Für Eric Marsh (Josh Brolin) ist seine Feuerwehrtruppe, die sich mit gigantischen Waldbränden rumschlägt, eher ein betriebswirtschaftliches Drama: Eric will sich mit seiner Truppe und der Hilfe vom Unternehmer Duane Steinbrink (Jeff Bridges, darf Country singen) gewinnbringend selbständig machen. Die 19 Männer sollen eine Hotshot-Crew werden, eine Elitetruppe, die den Feuerwalzen den Weg abschneidet, ihnen durch rasend schnelle Rodungen und platzierte kleine Feuer die Nahrung nimmt. Die Qualifizierung braucht mit einer Art Führerscheinprüfung und trotz politischer Unterstützung seine Zeit. Was der Film ebenso vermittelt wie die schweißtreibenden Techniken der Feuerbekämpfung.

Nein, "No Way Out" ist kein Actionfilm. Hier sind mehr Menschen als Helden im Einsatz, wie Erics nervöses Bangen um die offizielle Bewertung eines eigensinnigen, aber erfolgreichen Einsatzes zeigt. Die Charaktere sind packend gezeichnet, etwa Neuling Brandon (Miles Teller), der trotz Vorstrafen seine Chance bekommt, oder Erics Frau (Jennifer Connelly), die sich um verletzte Pferde (und Männer) kümmert. Für andere Filme wäre sie eine bangende und schluchzende Randfigur, hier – in diesem hauptsächlichen Männerfilm – steht sie eindrucksvoll ihre Frau.

Nach den zwei Actionfilmen "Oblivion" (2012) und "Tron: Legacy" (2010, auch mit Jeff Bridges) überrascht Regisseur Kosinski hier mit einem gut geschriebenen, hervorragend gespielten, gekonnt inszenierten und exzellent fotografierten Werk. Kameramann Claudio Miranda zeigt erstaunlich schöne Bilder – etwa von brennend fliehenden Tieren –, die auch mal nicht der Überwältigungsdramaturgie folgen.

Die mit stimmigen Figuren perfekt abgesicherte, äußerst sorgfältige Steigerung wird dann am tragischen Schluss noch richtig spannend. Mit einem unglaublich heftigen Finale, das auch einen schlechteren Film sehr sehenswert gemacht hätte.

"No Way Out – Gegen die Flammen" (Regie: Joseph Kosinski) läuft flächendeckend. Ab 12.

Ressort: Kino

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 03. Mai 2018: PDF-Version herunterladen

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