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Kettenmenschen

  • Sa, 07. Januar 2012
    Ausland

In Westafrika werden psychisch Kranke oft gefürchtet und eingesperrt. Gregoire Ahongbonon hilft ihnen.

  | Foto: Heinz Heiss
Foto: Heinz Heiss
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André Dembele spricht mit den Toten. Er ruft ihre Namen in die Dunkelheit seiner fensterlosen Lehmhütte hinein. Sie sind die einzigen, die noch mit ihm reden. Die ihn nicht auslachen, weil er in der Einsamkeit die Worte vergessen hat, und er nur noch leise wimmern kann, unterbrochen vom Klappern der aufeinanderschlagenden Zähne.
Wenig trennt ihn von einem Toten. Bewegungslos hockt er in der Schwüle auf seinem Bett, inmitten von Exkrementen und schwirrenden Fliegen. Ein Skelett, das von Pergamenthaut überzogen ist, mit gelben Fingernägeln wie Krallen. Nur selten hebt sich das Tuch an der Türöffnung und er bekommt eine Blechschale mit gestampftem Maniok oder etwas Wasser hereingeschoben. Die Enkel hat er nie kennen gelernt, die Beerdigung des Vaters fand ohne ihn statt. So hungert er seit 20 Jahren in seinem Kerker.
Es war sein eigener Bruder, der ihm eine Eisenstange zwischen die Knöchel geschraubt hat. Fixiert mit zwei Manschetten, die längst von Rost überzogen sind. Er sei besessen, sind sie sich einig im Dorf, und fürchten sich vor den Dämonen, die den Kirchgänger, ...

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