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Kirschen statt Brot

Vanessa Surber, Klasse 9c,

Von Vanessa Surber, Klasse 9c &

Fr, 19. Dezember 2014

Schülertexte

Zischup-Reporterin Vanessa Surber hat protokolliert, wie ihre Oma die Nachkriegszeit erlebt hat.

Das zerstörte Freiburg nach dem Zweiten Weltkrieg   | Foto: Stadtarchiv
Das zerstörte Freiburg nach dem Zweiten Weltkrieg Foto: Stadtarchiv
Als der Zweite Weltkrieg vorüber war, waren die Menschen froh, noch am Leben zu sein. Meine Oma auch. Sie lebte damals in einem Dorf in der Nähe von Freiburg. Ich habe sie dazu befragt, wie sie die Jahre nach dem Krieg er- und überlebt hat.

Nach dem Krieg waren viele Felder durch die Pferde und Panzer der Soldaten zerstört worden, weswegen es nicht viel zu essen gab. Die meisten Menschen litten unter Hunger. Nach und nach fingen die Leute vom Land wieder an, ihre Felder zu bepflanzen. Die Menschen aus der Stadt, die keine Möglichkeiten hatten, etwas anzubauen, kamen mit der Kaiserstuhlbahn aufs Land. Die Bahn war total überfüllt, und die Menschen saßen sogar auf den Dächern. Sie waren froh über alles, was sie bekamen, egal ob es eine Scheibe Brot oder einige Eier waren.

Im Gegensatz zu den Dörfern war in Freiburg sehr viel zerstört. Links vom Münster lag fast alles in Trümmern, doch rechts davon war Vieles verschont geblieben. Meine Oma erzählte mir, dass sie einmal mit ihren Eltern auf dem Freiburger Markt war und sah, wie Überlebende in den Trümmern nach nützlichen Dingen suchten.

Natürlich wurde die Situation von Jahr zu Jahr besser. Doch die Landbewohner durften, wie auch während der Kriegszeit, nur einen Teil ihrer Ernte und ihrer Tiere behalten. Die Gemeinde bestimmte, dass jeder Bürger des Dorfes nur eine vorgegebene Menge an Lebensmitteln behalten durfte. Der Rest musste an die Gemeinde abgegeben werden. Widerspruch wurde nicht akzeptiert.

Wenn Familienmitglieder starben, kam es immer mal wieder vor, dass die Angehörigen einen Brief vom Rathaus bekamen, in dem stand, dass der Verstorbene noch Lebensmittel übrig haben müsste. Diese musste die Familie dann umgehend an das Rathaus abgeben.

Während der Kirschenzeit gab es kein Brot, da man sich ja von Kirschen ernähren konnte und nicht noch zusätzliches Getreide brauchte, um Brot zu backen. Die Kirschen ersetzten sozusagen das Brot.

Außerdem durfte jede Familie nur ein Schwein behalten und musste die anderen ebenfalls abgeben. Dies wurde von zwei Gemeinderäten kontrolliert. Wenn man mehrere Schweine hatte, konnte es sein, dass man von seinen Nachbarn denunziert und verraten wurde.

Ressort: Schülertexte

  • Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der BZ vom Fr, 19. Dezember 2014:
  • Zeitungsartikel im Zeitungslayout: PDF-Version herunterladen

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