Wie war’s bei
Klänge wie aus einer anderen Welt
Fiddlers Ruf ertönt in Bonndorf. Bei der musikalischen Veranstaltung des Folktreff werden Liedgut und Gesang vereint – und das auf Alemannisch.
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"Toll, dass die Stadt so etwas ermöglicht." Die Künstler waren begeistert von der Idee und die Nachfrage groß nach den 100 Freikarten für die Generation Ü60. Die Stadtverwaltung hatte die Karten spendiert. Bürgermeister Marlon Jost, wie so oft saß er im Publikum bei Folktreff-Veranstaltungen, nahm den Applaus dankend entgegen.
Für Musiker Uli Führe war es sozusagen der zweite Anlauf in Bonndorf. Beim letzten Mal war zeitgleich zu einer musikalischen Veranstaltung ein Länderspiel der deutschen Fußballnationalmannschaft. Diesmal hatte Uli Führe das Publikum, das er verdient. Der gebürtige Lörracher beschreibt sich selbst als Musiker, Komponist und Dozent mit jahrelanger Erfahrung in der Musikpädagogik und als alemannischer Kleinkünstler – virtuos sein Spiel an der Gitarre und der Gambe als Bassinstrument. Und die Fiddel, die Violine, steuerte gefühlvoll und versiert in vielen Klangfarben Benjamin Barth bei. Bei einem Einsatz mit dem Kontrabass mit dem Schulorchester in Stegen traf Uli Führe auf ihn. "Der Mann ist gut", dachte er. Und seit einem Jahr tourt er mit ihm von Erfolg zu Erfolg. Bei einigen Stücken kam in Bonndorf auch die Nyckelharpa zum Einsatz. Dem geigenartigen Instrument, das mit Tasten und Bogen gespielt wird, entlockte der 19-jährige Barth die vielschichtigen, fast mystischen Töne.
Es mag paradox klingen, aber die beiden Musiker schaffen es sogar einen "Sonnenaufgang zum Anhören" darzubieten. Rund 30 Lieder umfasst ihr Repertoire an diesem Abend vom Irish Traditional über Bayerisches Liedgut und Musik aus Skandinavien und viel Alemannisches vom "Hans im Schnogeloch" über Lieder aus dem Bauernkrieg ("Ein Geyr ist ausgeflogen" , "Ich bin ein freier Bauernknecht"). Uli Führe macht’s "Maul uf" beim Singen – so auch ein aktueller Titel seiner vielen Tonträger, die er schon aufgenommen hat. Seine Ansagen sind kurz, aber inhaltsvoll. "Seid stolz darauf, wo Ihr wohnt", meint er an einer Stelle und erinnert an den Bauernführer Hans Müller aus dem Grafenhausener Ortsteil Bulgenbach. Und beim Lied vom "Arme Lothringer Bauer" zerreißt es einem fast das Herz. Interessant ist auch, wo das Liedgut herkommt. Vieles stammt aus Kirchenquellen – aber sozusagen in leichter Version und zensiert, ergänzt wurden die Texte tatsächlich aus Gerichtsprotokollen.
Für die einen war es ein "supercooler Abend", meinte eine Dame im jungen Rentenalter aus der Waldallee. Sie war so froh, dass sie durch das Angebot der Stadtverwaltung rausgegangen ist, anstatt wie so oft gemütlich, aber allein zu Hause zu sein. Drei Dillendorfer betonten, dass sie einen tollen Abend erlebt haben. Ihr Schritt geht nach dem Konzert beschwingt in Richtung Auto. Kurios die Begegnung mit einem Besucherpaar am nächsten Tag beim Einkauf in Bonndorf. Sie hatten durchaus Gefallen gefunden an diesem vielseitigen Abend. "Etwas viel Geige", meinten sie allerdings im BZ-Gespräch. Dennoch – damit muss man durchaus rechnen bei zwei Musikern, die unter dem Namen Fiddlers Ruf auftreten.
Scherzhaft erwähnt Uli Führer, dass er wohl vier Mal so alt sei wie sein 19-jähriger Mitspieler. Doch es harmoniere zwischen ihnen wie bei anderen Musikern erst nach Jahrzehnten. Und das Programm des Folktreff kann man mit einem Adventskalender vergleichen, der nicht nur einen Monat währt, sondern ein ganzes Jahr. Und unter jedem Türchen, sprich jeden Termin steckt eine Überraschung. Die ist den Machern der Veranstaltung wieder bestens gelungen. Der neue Flyer mit den Terminen 2026 wurde an diesem Abend auch schon verteilt.