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Lanzen, Stöcke und viel Streit

Christine Longin

Von

Fr, 18. November 2022

Panorama

Die französische Nationalversammlung debattiert über das Verbot von Stierkämpfen .

Ein Stierkampf in Nimes vor zehn Jahren  | Foto: Yoan Valat
Ein Stierkampf in Nimes vor zehn Jahren Foto: Yoan Valat
. Das Datum für die nächste "Feria" in Arles steht schon fest: Vom 8. bis 10. April 2023 soll in der südfranzösischen Stadt rund um den Stierkampf drei Tage lang gefeiert werden. So wie immer an Ostern – die Pandemie einmal ausgenommen. Doch bevor die Stiere durch die Arena des römischen Amphitheaters getrieben werden, gehen die Befürworterinnen und Befürworter der Corrida für das blutige Spektakel auf die Straße: Am kommenden Wochenende sind Demonstrationen in Arles und anderen Stierkampfstätten in Südfrankreich geplant. Die Nationalversammlung soll nämlich nächste Woche über ein Verbot der Corrida debattieren.

Der Abgeordnete Aymeric Caron der Linkspartei La France Insoumise (LFI) hatte einen Antrag eingebracht, der in den Strafrechtsartikel zum Verbot der Misshandlung von Tieren auch den Stierkampf aufnehmen soll. Er beschreibt das Leiden der Stiere, denen mit Lanzen die Muskeln und Bänder an Hals und Nacken durchtrennt werden, bevor die Toreros Stöcke mit fünf Zentimeter langen Widerhaken in den Rücken rammen. Nach 20 Minuten stirbt das Tier durch einen Stich in die Halsschlagader. In Städten wie Arles, Nîmes oder Beziers gilt dies als geschützte "lokale Tradition".

Das dürfte auch so bleiben, denn im Rechtsausschuss wurde Carons Initiative am Mittwoch bereits abgelehnt und im Plenum dürfte es nächste Woche nicht anders aussehen. Schon 2013 und 2021 waren ähnliche Vorstöße der Grünen gescheitert. Dabei lassen sich Befürworter und Gegner des Stierkampfes, bei dem jedes Jahr rund tausend Tiere in Frankreich sterben, nicht sauber nach Parteien trennen. In der Linkspartei und bei den Grünen ist eine große Mehrheit dagegen, doch in der Regierungspartei Renaissance gibt es beide Lager. Ähnlich sieht es bei der größten Oppositionspartei aus, dem rechtspopulistischen Rassemblement National. Fraktionschefin Marine Le Pen ist leidenschaftliche Katzenzüchterin und damit eine Verfechterin des Tierwohls. Den Stierkampf, der bei ihren Anhängerinnen und Anhängern im Süden beliebt ist, will die Anwältin allerdings nicht in Bausch und Bogen verdammen.

Damit ist sie ausnahmsweise einmal auf einer Linie mit Präsident Emmanuel Macron, der die Corrida weiter bestehen lassen will. Er wolle seinen Landsleuten nicht mit immer neuen Verboten auf die Nerven gehen, wird der Staatschef zitiert. Er will offensichtlich nicht als abgekoppelter Pariser Politiker gelten, der die lokalen Traditionen nicht respektiert. Dieser Vorwurf richtet sich gegen den Abgeordneten Caron, der zudem vegan lebt und die Gleichstellung der Rechte von Mensch und Tier vertritt.

Länder oder Regionen wie Chile, Argentinien oder das spanische Katalonien haben den Stierkampf bereits verboten.

Ressort: Panorama

  • Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der BZ vom Fr, 18. November 2022:
  • Zeitungsartikel im Zeitungslayout: PDF-Version herunterladen

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