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Jagd auf Wasserverschwender

  • dpa

  • Fr, 18. September 2015
    Panorama

Die Wüstenstadt Las Vegas leidet seit Jahren unter einer extremen Dürre / Auf Streife mit den Wasser-Cops.

Erwischt! Wasser-Cop Robert Calvin hat einen Wassersünder erwischt.   | Foto: dpa
Erwischt! Wasser-Cop Robert Calvin hat einen Wassersünder erwischt. Foto: dpa

LAS VEGAS (dpa). Las Vegas droht eine historische Dürre. Die Wasservorräte der Casino-Metropole reichen nicht aus. Die US-Stadt spart, wo sie nur kann – nicht zuletzt mit Hilfe sogenannter Wasser-Cops.

Erbarmungslos brennt die Sonne auf die US-Metropole Las Vegas. Langsam schiebt sich ein klobiger weißer Pick-up durch die Straßen der Vorstadt der Millionenmetropole. Am Steuer sitzt Robert Calvin. Als "Wasser-Cop" einer Sondereinheit wacht er darüber, dass in Amerikas trockenster Stadt nichts verschwendet wird.

Seit mehr als zehn Jahren wird Las Vegas im US-Bundesstaat Nevada von Trockenheit geplagt. Durch die wachsende Bevölkerung der zwei Millionen Einwohner zählenden Stadt schrumpfen die ohnehin knappen Wasservorräte weiter. Als Gegenmaßnahme dreht Las Vegas sprichwörtlich überall dort den Hahn zu, wo es möglich ist, und bereitet verbrauchtes Wasser wieder auf. Ob aus Dusche oder Toilette, das Abwasser wird recycelt. Mehr als die Hälfte fließt wieder gereinigt durch die Wasserhähne. Doch nun muss mit der kostbaren Flüssigkeit auch außerhalb des Hauses sparsam umgegangen werden.

Falsch eingestellte Sprenkelanlagen, tropfende Springbrunnen und fehlerhafte Sanitärtechnik sind der Stadt ein Dorn im Auge. Seit zehn Jahren spüren die Wasser-Cops undichte Stellen auf. "Dort!", ruft Calvin und zeigt auf einen kleinen Bach entlang des Bordsteins. "Eine laufende Bewässerungsanlage!", sagt er und macht sich auf die Suche nach dem Übeltäter.

Trockenheit ist man in Las Vegas eigentlich gewohnt, seit sich im 19. Jahrhundert Siedler an den Quellen der Wüstenoase niedergelassen haben. Doch mittlerweile ist die Situation dramatisch geworden. Die Region bezieht nach Angaben der Wasserbehörde im Süden des Bundesstaates Nevada rund 90 Prozent ihres Wassers aus dem nahe gelegenen Colorado River. Der eingeschränkte Wasservorrat, Dürre und Hitze zwingen die Metropole zum Sparen. Die für das Übermaß bekannte Casino-Stadt hat ihren Wasserverbrauch laut Behördenangaben in den vergangenen zehn Jahren um mehr als ein Drittel reduziert und sich damit zum Vorbild des nachhaltigen Umgangs mit Wasser entwickelt.

Das Recycling-Programm umfasst auch Kanäle und Fontänen – die Wahrzeichen der Stadt. In Restaurants wird nur Wasser serviert, wenn es explizit bestellt wurde. Prämien haben Hausbesitzer angespornt, mehr als die Hälfte aller Rasenflächen durch Sträucher zu ersetzen. "Die brauchen kaum Wasser", erläutert Calvin. Auch sein Rasen musste Wüstensträuchern weichen. Knausrigkeit im Umgang mit Wasser ist in Las Vegas inzwischen eine Tugend.

Doch Las Vegas muss weiter sparen. Mit 446 Litern pro Tag verbraucht ein Einwohner nach Angaben der örtlichen Wasserbehörde fast dreimal so viel wie ein Deutscher. In Deutschland liegt der tägliche Verbrauch nach Angaben des Umweltministeriums bei 120 Litern am Tag. In Las Vegas fließt die meiste Flüssigkeit in die Landschaftsbewässerung, und die Wasser-Cops helfen den US-Behörden dabei, jeden Tropfen zu sparen.

Calvin folgt derweil dem verräterischen Rinnsal in Richtung der Vorstadthäuser. In einigen Gärten wachsen Kakteen, in anderen liegt Plastikrasen oder Schotter. Doch noch immer leuchtet mancherorts die Rasenfläche trotzig in sattem Grün. Inzwischen hat Calvin den Übeltäter entdeckt: Eine automatische Berieselungsanlage läuft in der Tageshitze. Das ist laut Vorschrift verboten. Fast dekadent spritzt das Wasser über üppig grünes Gras und tropft auf den Gehweg. "Das verdunstet, bevor es die Kanalisation erreicht hat", sagt Calvin. Mit einer Videokamera dokumentiert er das Vergehen. In zehn Jahren haben die Wasser-Cops rund 50 000 Bußgelder verhängt und 1,3 Millionen Dollar eingesammelt.

Die meisten Verstöße seien keine Absicht. "Niemand will Geld aus dem Fenster werfen", sagt Calvin. Er klärt die Menschen auf und macht sie darauf aufmerksam, wie sie umsichtiger mit der kostbaren Ressource umgehen können. Auch bei dieser Kontrolle werden keine Handschellen klicken. Calvin wird die Übeltäter auf die Vorschriften hinweisen. Zwei Wochen haben sie Zeit, das Problem zu beheben, sonst droht ihnen ein Bußgeld.

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 18. September 2015: PDF-Version herunterladen

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