Leidenschaft für Likör: Apotheker Martin Kullmer aus Bötzingen stellt Spirituosen in der Tradition von Opa Edmund her

Ein flackerndes, gefährlich nahes Kaminfeuer. Ein Zettelchen. "Jede Menge alte Korrespondenzen waren schon aussortiert und verbrannt, als mein Vater die sorgfältig mit Schreibmaschine getippte Likörrezeptur von Opa Edmund entdeckte", erinnert sich Martin Kullmer, Apotheker aus Bötzingen. Dass Edmund Dunkel, ebenfalls Apotheker im fernen Wuppertal, ein Faible für die Herstellung von Likören hatte, war der Familie bekannt. Besonders zur Weihnachtszeit kam man in den Genuss eines Fläschchens, dessen Ingredienzien durch beharrliches Stillschweigen des Großvaters jedoch geheimnisumwittert blieben. Dass sein Enkel Martin einmal in den Besitz seines Rezepts für einen Likör namens "Mönch" kommen und der Fund vor neun Jahren mehr als Neugier auslösen würde, hätte er sich sicher nicht vorstellen können.

Angelikawurzel, Koriander und Safran sind Bestandteile

"Mich interessierten früher eher Single Malts und Obstbrände", sagt Martin Kullmer, der in seiner Apotheke mit Kräutern allenfalls Teemischungen, Extrakte und Tinkturen herstellte. Doch irgendwie reizte es ihn, die eher schlichte Rezeptur einmal auszuprobieren: Angelikawurzel, Koriander und Safran sind Bestandteile der Mischung, die, so erzählt Martin Kullmer, "ein wenig zu süß schmeckte, aber richtig rumste und reichlich Eindruck im Mund hinterließ".

Ein unerwartet nachhaltiges Geschmackserlebnis, das Forscherdrang auslöste: Kullmer wälzte Rezeptbücher für Liköre, löste Aromen und Wirkstoffe aus ausgewählten Pflanzen, stellte einzelne Extrakte her, die er in unterschiedlich hohen Konzentrationen mit passenden Partnern kombinierte. Und hielt alles pingelig in seitenlangen Excel-Tabellen fest. Sein Ziel: ein ansprechend aromatisches und gehaltvolles Produkt, das keinesfalls nach Arznei schmecken soll, aber "made in Apotheke" auch Rohstoffe in Arzneibuch-Qualität enthält.

Kullmer stellt vier die Kräuterlikör-Varianten Kolanitida, Maranera, Krambambuli und Bitterfürst her

"Letzteres ist gewissermaßen mein persönliches Nerd-Element", sagt Martin Kullmer und lacht. Was der Likör-Novize nach wochenlanger Kleinarbeit aber dringend brauchte, waren die Geschmacksknospen von Spirituosen-Profis. Bestätigung und Orientierung gab ihm Ralph Schmidt, Betreiber der Freiburger Weinhandlung Drexlers und Freund aus gemeinsamen Zivildienstzeiten.

Die in kleine Laborflaschen gefüllten Proben beeindruckten Schmidt, der Kullmer zum Weitermachen motivierte. "In der Region gab es so etwas nicht und Kräuterliköre kennt man eigentlich hauptsächlich als Massenprodukt von der Supermarktkasse", sagt Martin Kullmer.

Eine Agentur platziert ein passendes Vögelchen auf dem Etikett

Der nächste Schritt: Das Produkt brauchte einen einprägsamen Namen, ein fantasievolles optisches Erscheinungsbild. Das entstand mithilfe einer Freiburger Agentur, die für Kullmers vier Kräuterlikör-Varianten Kolanitida, Maranera, Krambambuli und Bitterfürst jeweils ein passendes Vögelchen auf dem Etikett platzierte, das den Betrachter vor dem Zwitschern eines Gläschens erst einmal auf das zu erwartende Temperament und Aromenspiel der Komposition vorbereitet.

Ein Likörchen – wozu und wann? Edmund Dunkels Ritual war ein "Sechsührchen"-Schluck, wenn er Apothekerkittel und Alltag abgestreift hatte. "Pur trinken nach einem schönen Winterspaziergang, zum Dessert oder in einem Cocktail", schlägt Martin Kullmer vor. Etwa den "Flynn Stone" von Boris Gröner, Betreiber der Freiburger Bar One Trick Pony, der Kullmers milden exotischen Kolanuss-Likör Kolanitida für eine erfrischende Mixtur empfiehlt.

Kontakt: www.edmunds-likoere.de