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Kolumne

Männliche Tiere enden häufiger ausgestopft

Patrik Müller
  • Mo, 11. November 2019, 15:58 Uhr
    Panorama

Es liegt nicht an Machos in der Museumsleitung: Männliche Tiere werden öfter präpariert als weibliche. Besucher bekommen dadurch allerdings ein unvollständiges Bild von der Natur.

Seltener Anblick in Museen: Ein präpar...sweibchen und ihre Jungen (Archivbild)  | Foto: Thomas Kunz
Seltener Anblick in Museen: Ein präpariertes Fuchsweibchen und ihre Jungen (Archivbild) Foto: Thomas Kunz
Wir hatten einmal einen Kater. Er war graugetigert und abenteuerlustig, er sprang herum und rannte allem hinterher, was sich bewegte. Ein echter Draufgänger. Wir nannten ihn Diego, nach dem Säbelzahntiger im Film "Ice Age". Diego war noch jung, er hatte große Ohren und große Pfoten. Die Tierärztin hob den Schwanz hoch und sagte: Sie sollten das Tier Diega nennen.

Bei jungen Katzen ist es schwierig, das biologische Geschlecht zu bestimmen. Bei anderen Arten, ausgewachsenen zumal, ist das deutlich einfacher: Der Hahn hat einen Kamm, die Henne nicht. Der Löwe hat eine Mähne, die Löwin nicht. Der Erpel hat bunte Federn, die Ente nicht. Und vielleicht ist es genau diese problematische Definition durch die Abwesenheit bestimmter Merkmale, die in den Naturkundemuseen zu einem Ungleichgewicht geführt hat: Die ausgestopften Tiere, die in den Sälen und den Archiven Staub fangen, sind deutlich häufiger Männchen.

"Wenn die Weibchen übersehen werden, erhalten wir kein vollständiges Bild des Lebens." Natalie Cooper
Das haben britische Wissenschaftler jetzt herausgefunden. Sie haben 2,5 Millionen Exponate aus Museen in London, Paris, New York, Washington in Chicago ausgewertet. Das Ergebnis: Nur 40 Prozent der Vögel sind weiblich, nur 24 Prozent der Schafe, nicht einmal zehn Prozent der Fledermäuse. "Wenn die Weibchen übersehen werden, erhalten wir kein vollständiges Bild des Lebens", sagt Natalie Cooper, Mitautorin der Studie, die jetzt im Fachmagazin Proceedings of the Royal Society B erschienen ist.

Dass Museumschefs eisenharte Machos sind, ist aber eher nicht der Grund dafür. Männliche Tiere streifen oft mehr umher, tappen also eher in Fallen. Sie lassen sich durch weibliche Balzrufe leicht anlocken. Manchmal sehen sie auch einfach eindrucksvoller aus mit ihren bunten Federn und mächtigen Geweihen. Und so ein Anglerfisch, bei dem das Männchen nur als winziges Anhängsel am Weibchen klebt, ist in der Tiefsee nun mal auch nicht ganz einfach zu fangen. Diego heißt heute Kira.

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mo, 11. November 2019: PDF-Version herunterladen

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