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"Man gründet kein Unternehmen, nur um reich zu werden"

  • Fr, 12. Mai 2017
    Schülertexte

ZISCHUP-INTERVIEW mit Bernd Strom van’s Gravesande, der 2008 das Kündigungsportal Aboalarm gegründet hat, über Ideen, Zielen und Rückschläge.

Bernd Strom van’s Gravesande   | Foto: privat
Bernd Strom van’s Gravesande Foto: privat

Viele junge Leute träumen davon, ein Internetunternehmen zu gründen und Geld damit zu verdienen. Aber dies ist durchaus eine Herausforderung. Passende Ideen, Innovationen und Durchhaltevermögen sind nötig, um ein Unternehmen erfolgreich zu machen. Max Brunner, Schüler der Klasse 9b des Theodor-Heuss-Gymnasiums Freiburg, hat mit Bernd Storm van’s Gravesande gesprochen. Er hat 2008 das Kündigungnsportal Aboalarm gegründet.

Zischup: Wie kamen Sie auf die Idee, Aboalarm zu gründen?
Storm van’s Gravesande: Die Idee zu Aboalarm entstand, als sich die Bahncard meiner Frau ungewollt verlängerte. Ich habe mich geärgert und gefragt, ob ich der Einzige bin, dem so etwas passiert. Eine kurze Recherche in unserem Freundeskreis hatte aber ergeben, dass bereits sehr viele dieses Problem hatten. Und so entstand die Idee zu Aboalarm. Gemeinsam mit meinem Mitgründer entwickelten wir einen Web-Service, der den Verbrauchern die Verwaltung und Kündigung von Verträgen erleichtert. Anfangs starteten wir nur mit der Funktion der Kündigungserinnerung per E-Mail. Der Schritt, den Nutzern auch anzubieten, ihre Verträge direkt zu kündigen, kam dann aber recht schnell. Inzwischen können Verbraucher bei uns Verträge von über 20 000 Anbietern kündigen, außerdem ihre Verträge verwalten und sich natürlich nach wie vor an die Kündigung erinnern lassen. Inzwischen arbeiten 33 Mitarbeiter daran, Aboalarm täglich besser zu machen. Seit 2008 wurden über vier Millionen Verträge erfolgreich mit uns gekündigt.
Zischup: Wie setzt man seine Idee um?
Storm van’s Gravesande: Wichtig ist, die Idee gut zu durchdenken. Welches Problem löse ich für meinen potentiellen Kunden und wie groß ist der Bedarf der Kunden wirklich? Erst wenn du eine Idee hast, die du unbedingt umsetzen möchtest, gibt es Berater, die dir wirklich weiterhelfen. Beispielsweise unterstützen dich öffentliche Einrichtungen dabei, eine Firma zu gründen und es gibt verschiedene Förderprogramme.
Zischup: Wie wird man ein Start-up-Unternehmer?
Storm van’s Gravesande: Eine spezielle Ausbildung, um Start-up-Unternehmer zu werden, gibt es meines Wissens nicht. Während meines Studiums lag mein Fokus allerdings bereits auf Management – ohne, dass ich damals schon wusste, dass ich einmal eine eigene Firma gründen würde. Wichtiger als die Ausbildung ist die Persönlichkeit. Nicht jeder ist für die Selbstständigkeit gemacht und nicht jedem liegt es, seine eigenen Ideen immer weiter voranzutreiben.
Zischup: Wie finanzieren Sie Ihr Unternehmen?
Storm van’s Gravesande: Wir sind von Anfang an eigenfinanziert. Daher war es für uns extrem wichtig, in kurzer Zeit Umsatz und Gewinn zu erwirtschaften, da weder ich noch mein Mitgründer viel Geld mitbrachten. Dieser Druck hat uns natürlich gezwungen, das Geschäftsmodell immer wieder neu zu durchdenken. Wir konnten es uns nicht leisten, große Marketingaktionen zu starten. Wir mussten profitabel sein. das ist uns gelungen.
Zischup: Gehen auch manchmal Projekte schief?
Storm van’s Gravesande: Natürlich! Wichtig ist nur, dass man sich dadurch nicht verunsichern lässt. Wenn etwas schief läuft, versuchen wir immer zu analysieren, woran es lag. Danach kommt ein Haken dran, und wir machen es beim nächsten Mal besser.
Zischup: Wird man reich?
Storm van’s Gravesande: Man gründet kein Unternehmen, nur um reich zu werden, sondern um ein Problem, welches die Menschen haben, zu lösen. Wenn man dabei auch noch Geld verdient, ist es natürlich umso besser.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 12. Mai 2017: PDF-Version herunterladen

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