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Zisch-Interview

"Man muss immer aufpassen, dass keiner in die Bahn läuft"

  • Luca Brand, Rahel Fecher, Frida Lichtenfels, Hanne Mayer, Lea Würstlin, F2, F5, Clara-Grunwald-Schule & Freiburg

  • Di, 04. April 2017, 14:50 Uhr
    Zisch-Texte

Die Zisch-Reporter Luca Brand, Rahel Fecher, Frida Lichtenfels, Hanne Mayer und Lea Würstlin haben beim Aktionstag bei der VAG Andreas Kreuzer interviewt. Er ist Verkehrsmeister bei der VAG ist und hat dort lange als Straßenbahnfahrer, Busfahrer und Kontrolleur gearbeitet.

Andreas Kreuzer  | Foto: Sonja Zellmann
Andreas Kreuzer Foto: Sonja Zellmann
Zisch: Wie wird man Straßenbahnfahrer?
Kreuzer: Man muss Fahrstunden nehmen und eine Führerscheinprüfung machen.
Zisch: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Straßenbahnfahrer zu werden?
Kreuzer: Als Kind haben mir schon große Fahrzeuge wie Lkw, Reisebusse und Linienbusse gefallen. Aus Zufall wurde ich auch Straßenbahnfahrer.
Zisch: Wie lange arbeiten Sie schon bei der VAG?
Kreuzer: 24 Jahre.
Zisch: Wie lange haben Sie jeden Tag Schicht?
Kreuzer: Im Schnitt sieben Stunden und 48 Minuten am Tag.
Zisch: Welche Zeiten arbeiten Sie in der Nachtschicht?
Kreuzer: Das ist unterschiedlich: 17.45 bis drei Uhr oder drei Uhr bis 12.30 Uhr oder 20.15 bis 4.30 Uhr.
Zisch: Haben Sie Spaß an Ihrem Beruf?
Kreuzer: Ja.
Zisch: Welche Linien fahren Sie – oder dürfen Sie alle fahren?
Kreuzer: Ich darf alle fahren, auch den alten Partywagen.
Zisch: Welche Linie fahren Sie am meisten?
Kreuzer: Die Fahrer, die regelmäßig fahren, haben Dienstpläne, und da werden sie ganz unterschiedlich auf den Linien eingesetzt.
Zisch: Kann ein Straßenbahnfahrer auch Bus fahren?
Kreuzer: Die meisten ja, aber es gibt auch Aushilfsfahrer, die zum Beispiel nur bei Spielen des SC Freiburg fahren.
Zisch: Fahren Sie lieber Bus oder Straßenbahn?
Kreuzer: Beides gleich gern.
Zisch: Können Sie eine Verspätung aufholen?
Kreuzer: Ganz schlecht, höchstens an der Endhaltestelle.
Zisch: Wie gehen Sie damit um, wenn jemand die Tür blockiert?
Kreuzer: Wenn die Tür nur kurz blockiert ist, fahren wir mit geringer Verspätung weiter. Wenn sie vollständig blockiert ist, weil der Sensor nicht mehr funktioniert, kommt ein Techniker mit dem Auto und repariert die Tür, damit wir weiterfahren können.
Zisch: Warum fahren die Busse seltener als die Straßenbahnen?
Kreuzer: Straßenbahnen fahren im Stadtgebiet und da gibt's viel mehr Fahrgäste. Die Busse bringen die Fahrgäste aus dem Umland an die Endstationen von der Straßenbahn und die fahren im kurzen Takt durch die Innenstadt.
Zisch: Ist Ihre Arbeit schwierig?
Kreuzer: Wenn jemand neu hier anfängt, dauert es eine Weile, aber nach etwa zwei Jahren wird es einfacher.
Zisch: Ist es gefährlich, am Samstag in der Stadt zu fahren?
Kreuzer: Man muss jeden Tag aufpassen, dass einem keiner in die Straßenbahn läuft.
Zisch: Wie ist es für Sie, eine neue Straßenbahn zu fahren?
Kreuzer: Schön! Wie bei einem neuen Handy oder Auto muss man sich damit befassen, und wenn man alle neuen Funktionen verstanden hat, macht es Spaß. Man kriegt eine Einweisung von Spezialisten aus der Werkstatt.
Zisch: Wieso kommen die neuen Straßenbahnen aus Spanien?
Kreuzer: Heutzutage muss man eine europäische Ausschreibung machen, und die VAG hat sich für die Bahn aus Spanien entschieden.
Zisch: Wie kriegen Sie die Straßenbahn auf die Schienen?
Kreuzer: Neue Straßenbahnen kommen mit einem großen Lkw. Der fährt genau über die Gleise, und über eine Spezialrampe wird sie eingegleist.
Zisch: Wie wird eine Straßenbahn gefahren?
Kreuzer: Die Straßenbahn läuft auf Schienen, hat einen Elektromotor und bekommt den Strom von der Oberleitung über den Bügel, den man sieht. Der Fahrer kann nur vorwärts fahren und bremsen.
Zisch: Wo ist der Motor der Straßenbahn?
Kreuzer: An jedem Drehgestell, davon gibt es vier.
Zisch: Wo sind die Bahnen, wenn sie nicht fahren?
Kreuzer: Entweder in der Werkstatt oder in der Abstellhalle.
Zisch: Fahren Sie lieber oder kontrollieren Sie lieber Fahrscheine?
Kreuzer: Ich habe 16 Jahre kontrolliert, jetzt mache ich das nicht mehr, ab und zu fahre ich aber noch Straßenbahn und Bus.
Zisch: Wie oft werden die Fahrgäste kontrolliert?
Kreuzer: Eigentlich täglich.
Zisch: Wie viele Schwarzfahrer haben Sie schon erwischt?
Kreuzer: Als ich noch kontrolliert habe, sehr viele. Im Büro gibt es genaue Zahlen.
Zisch: Wieso werden die Fahrkarten immer teurer?
Kreuzer: Die Straßenbahnen sind teuer, der Kraftstoff für die Busse wird teurer, es gibt viel mehr Technik an den Haltestellen und Hochbordsteine. Das kostet alles viel Geld und wird teilweise auf die Fahrscheine umgelegt.
Zisch: Warum sind die Fenster der Straßenbahn mit Werbung zugeklebt?
Kreuzer: Die VAG versucht, die hohen Kosten nicht nur mit Fahrscheinverkauf zu decken, sondern auch mit Werbung, damit die Fahrscheine nicht noch teurer werden.
Zisch: Wann ist die erste Straßenbahn in Freiburg gefahren?
Kreuzer: 1901.

Ressort: Zisch-Texte

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