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Wetter

Manche Zugvögel bleiben hier

Michael Saurer
  • & dpa

  • Fr, 18. Dezember 2015
    Panorama

Das ungewöhnlich warme Wetter hat Folgen für Mensch und Natur / Keine weiße Weihnachten.

Dieses Bild eines Kirschbaums machte BZ-Redakteur Jörg Buteweg am Donnerstag.   | Foto: Buteweg
Dieses Bild eines Kirschbaums machte BZ-Redakteur Jörg Buteweg am Donnerstag. Foto: Buteweg

BERLIN/FREIBURG. Auch wenn viele Deutsche darauf hoffen: Die Meteorologen sind sich einig, dass es in diesem Jahr wohl keine weißen Weihnachten geben wird. Dieser Dezember hat beste Aussichten, der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen zu werden. Der milde Winter hat aber noch ganz andere Folgen.

Fünf Grad über
dem Normalwert

Um fünf Grad über dem Normalwert lagen die Temperaturen zuletzt, wie die Meteorologen der Freien Universität Berlin mitteilen. Demnach dürfte der Winter auch mild bleiben: Das gilt als wahrscheinlich, wenn in der ersten Dezember-Hälfte die Temperaturen um 2,5 Grad über dem durchschnittlichen Normalwert liegen und das Wetter durch Tiefs aus Westen bestimmt wird. Beides erfüllt der aktuelle Monat.

Manche Obstbäume

blühen schon
Es ist ein ungewöhnlicher Anblick: Nicht nur am Kaiserstuhl, auch im Freiburger Umland und sogar den tieferen Lagen des Schwarzwalds blühen derzeit manche Obstbäume. Kirschblüten in Ebnet, Mandeln am Rhein – es läuft derzeit einiges verquer. "Das ist noch keine große Katastrophe", sagt Hannes Huber vom Naturschutzbund Baden-Württemberg. Zumindest noch nicht. Huber hofft, dass es in den kommenden Wochen zum Kälteeinbruch kommt. Sollte es aber so warm bleiben, könnte es zu einem massenweisen Aufblühen kommen. Und wenn es dann doch noch kalt werden würde, würden die Blüten erfrieren – mit schweren Konsequenzen, Ernteausfälle bei einigen Obstarten etwa.

Zugvögel sparen sich

die lange Reise

Warum in die Ferne schweifen, wenn es zu Hause warm ist? Manche Zugvögel wie etwa Störche sparen sich den Weg nach Afrika und bleiben hier. Das Rotkehlchen oder der Star, also Vögel, die sonst gerne in südliche Gefilde ausweichen, sind noch fast durchgängig in Deutschland, sagt Hannes Huber. Auch Kraniche haben sich an die milderen Temperaturen angepasst, heißt es am Kranich-Informationszentrum im brandenburgischen Groß-Mohrdorf. Auf abgeernteten Feldern ohne geschlossene Schneedecke fänden sie genug Nahrung. Entweder zögen sie nur in südeuropäische Länder oder blieben gleich in Deutschland.

Schlechtes Wetter für

Streusalz-Hersteller

Für die Hersteller von Streusalz sind Wärmeperioden saure Zeiten. "Wir sind auf einen guten Winter angewiesen", betont der kaufmännische Leiter des Salzbergwerks im baden-württembergischen Haigerloch, Frank Joppen. Ein guter Winter, das bedeutet für ihn zumindest tagsüber Nieselregen und nachts zwei bis drei Grad minus. "Wetter, das sonst keiner haben will", sagt Hagerloch.

Kaltes Bier statt
heißem Glühwein
Auf Kälte hofft man allerdings auch auf Weihnachtsmärkten. "Dass die Temperaturen zurzeit den Glühweinständen nicht besonders entgegenkommen, das ist klar", sagt der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Schausteller und Marktkaufleute, Hans-Peter Arens. Konkrete Zahlen hat der Verband nicht. So mancher Budenbetreiber verkaufe dieser Tage aber einfach mehr kaltes Bier als heißen Wein.

Wintermode könnte
billig werden
Auch dem Handel kommt das Wetter nicht entgegen. "Wintermode wird dann gekauft, wenn es wirklich kalt draußen ist", sagt Kai Falk vom Handelsverband Deutschland. "Der Textilhandel leidet schon sehr unter den milden Temperaturen." Allein im November seien die Erlöse im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um etwa fünf Prozent zurückgegangen. Für Schnäppchenjäger könnten das allerdings gute Nachrichten sein: Die Chancen auf Rabatte im Frühjahr steigen.

Beschneiungsanlagen
außer Betrieb
Beim Liftverbund Feldberg schüttelt man mit den Köpfen. Normalerweise herrscht zwischen Weihnachten und Neujahr Schneesicherheit zwischen Seebuck und Herzogenhorn – doch momentan ist es dort fast durchgängig grün. Und ein Kälteeinbruch ist nicht in Sicht. "In den 70er Jahren hat’s das wohl einmal gegeben, dass um Neujahr kein Schnee hier lag", sagt Volker Haselbacher, einer der drei Geschäftsführer des Liftverbunds. Auch die Beschneiungsanlagen sind derzeit nicht in Betrieb. Die Wasserreservoires sind wegen etlicher Regenfälle in den vergangenen Wochen zwar einigermaßen gefüllt, doch würde derzeit auch der künstlich produzierte Schnee in kurzer Zeit wegschmelzen.

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 18. Dezember 2015: PDF-Version herunterladen

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