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Freiburger Jazztanz-Crew gewinnt als erstes deutsches Team die Goldmedaille

  • Matthias Kaufhold (Text) und Daniel Schoenen (Fotos)

  • Fr, 24. Juli 2015
    Freiburg

De Erfolgsgeschichte begann vor dreieinhalb Jahren: Trainerin Heidi Gaess-Weber kam in ihrer Freiburger Tanzschule die Idee, mal mit einer ganz jungen Kinderformation anzufangen. Was die Gruppe Marsupilami dann hinlegte, ist ohne Beispiel:

FREIBURG. Wild fliegen sie durch die Luft, folgen mit leichter Verzögerung der kreisenden Bewegung ihrer Trägerin, flattern den Sprüngen und Drehungen hinterher wie ausgefranste Piratenflaggen im Karibiksturm und fallen dann im Moment des Stillstands elegant über die Schultern wie die Schleppe eines Galakleids bei der Oscar-Nacht. Die Rede ist von den ellenlangen Haaren, die alle jungen Tänzerinnen der Jazz- und Modern-Dance-Formation Marsupilami offen tragen.

Die langen Haare sind der augenfällige Beweis dafür, dass Kurzhaarfrisuren bei Mädchen zwischen zehn und zwölf Jahren gar nicht gehen. Ein No-Go für Bewegungstalente, die im Dezember 2014 alte Zöpfe abschnitten: Noch nie hatte bis dato eine deutsche Gruppe einen Weltmeistertitel beim international führenden Verband IDO ertanzt. Doch die Formation Marsupilami erlebte im polnischen Mikolajki "eine Sternstunde", wie es ihre Trainerin Heidi Gaess-Weber formuliert. Die jüngste Crew des 1. Jazzdance Club im Dance-Center Freiburg gewann in der Kategorie der Neun- bis Elfjährigen Gold.

Kurze Trainingspause bei den Marsupilamis. Assistentin Laura Eckenfels stoppt die Musik-CD, Trainerin Heidi Gaess-Weber trägt eine Packung Schaumküsse in den Spiegelraum, der im Fitnesscenter Multisports aus zwei ehemaligen Squashcourts entstand. Schaumküsse? Die Mädchen greifen bereitwillig zu, eine ruft: "Ich mag die mit dunkler Schokolade." Natürlich sind Schaumküsse nicht die gesündeste Art der Ernährung. Doch sie zeigen die gesunde Art des Tanzverständnisses der Clubchefin. "Die Kinder wollen Spaß haben und das mit Musik und viel Bewegung ausdrücken", sagt Gaess-Weber, die auch mit dem heiklen Thema Figur natürlich umgeht. Was ist, wenn sich bei einer Tänzerin in der Pubertät die Proportionen verändern? "Da sage ich überhaupt nichts", versichert die Trainerin.

Spaß ist das A und O. Wobei Spaß nicht mit Laissez-faire und Beliebigkeit zu verwechseln ist. Mindestens dreimal in der Woche stehen die 17 Mädchen aus dem Freiburger Einzugsgebiet jeweils zwei Stunden zum gemeinsamen Training vor dem Spiegel, hinzu kommen zwei Einheiten HipHop und Ballett.

Die 62-jährige Gaess-Weber, die ihre Tanzausbildung in Köln an der renommierten Else-Lang-Schule erhielt und sich in New York unter anderem am Broadway-Dance-Center fortbildete, verlangt viel. "Manchmal ist sie schon streng", sagt eines der Mädchen, das gerade einen Schokokuss verdrückt. "Aber sonst hätten wir es gar nicht so weit geschafft."

Seit 30 Jahren leitet Gaess-Weber ihre Schule in Freiburg mit dem Schwerpunkt auf Jazz- und Modern-Dance. Mit Gruppen wie En Vogue tanzte sie bereits in der ersten Bundesliga. Vor dreieinhalb Jahren kam ihr "die Idee, eine Gruppe zu gründen, die ganz jung anfängt". Gaess-Weber schaute in ihre verschiedenen Tanzgruppen, notierte sich unter den sechs- bis achtjährigen Mädchen die besten Talente und trommelte die Eltern zusammen. Die Gruppe Marsupilami war geboren.

Gleich im ersten Jahr schaffte das Team die Qualifikation für die deutsche Meisterschaft, was nun zur Regel wurde. 2013 gelang dem Team als DM-Dritter erstmals der Sprung zur Weltmeisterschaft. "Wir haben gedacht, da fahren wir hin und machen uns ein schönes Wochenende", erinnert sich Gaess-Weber. Doch dann zogen die Marsupilamis als erste deutsche Kindermannschaft in das WM-Finale ein, das sie als Fünfte beendeten.

Der Ehrgeiz war geweckt – und wurde ein Jahr später an gleicher Stelle belohnt: Unter 17 Formationen bestachen die Freiburgerinnen zu dem Song "I Am What I Am" durch eine mitreißende Choreographie und punktgenau gesetzten

Ressort: Freiburg

Dossier: Badens Beste

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 24. Juli 2015: PDF-Version herunterladen

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