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Rebellische Mode

Mary Quant: Die Erfinderin des Minirocks wird 85

  • dpa

  • Mo, 11. Februar 2019, 14:31 Uhr
    Panorama

Wer die Sixties erwähnt, hat die Beatles im Ohr und Mädchen in Miniröcken vor Augen. Das ist der Verdienst einer Frau: Mary Quant. Sie machte die neue Rocklänge populär. Am Montag wird sie 85.

In einem Minirock aus Jeans kommt "Rollergirl" Nicky im Jahr 2001 über den roten Teppich zur Verleihung des deutschen Schallplattenpreises "Echo" Foto: dpa
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Als Kind träumte Quant davon, Tänzerin oder Designerin zu werden, und besuchte eine Stepptanz-Klasse: "Ein etwas älteres Mädchen war die Vision von allem, was ich sein wollte", erinnerte sie sich im Magazin The Week. "Sie trug einen kurzen Faltenrock von etwa 25 Zentimeter Länge, einen hautengen schwarzen Pullover, eine schwarze Strumpfhose und einen Bob-Haarschnitt." Zwei Jahrzehnte später verkörperte das Model Twiggy diesen Look als Markenzeichen einer ganzen Generation.

Mit 21 eröffnete die Lehrertochter Quant ihren ersten Laden in der King’s Road im angesagten Stadtteil Chelsea, um der Schickeria Klamotten und Accessoires zu verkaufen. Sie entdeckte, dass sie ihrer Zeit voraus war: Niemand stellte die Kleidungsstücke her, die ihr vorschwebten. Daher begann sie, selbst zu nähen, wandelte Schnittmuster für Hausfrauen ab und besorgte sich ungewöhnliche Stoffe im Edelkaufhaus Harrods.

Quant entwickelte einen unverwechselbaren Look, der auf simplen Formen und mutigen Statements basierte. Sie kaperte den Beatnik-Stil der späten 50er Jahre – dunkle Strümpfe, flache Schuhe und Rollkragen – und kombinierte ihn mit kräftigen Farben und vor allem: kurzen Rocklängen. Ihre Ideen setzten sich schnell auf den Straßen der Modemetropolen London und New York durch, so dass sie ab 1963 zusätzlich Massenmode unter dem Label Ginger Group verkaufte. Denn sie war überzeugt, dass "der Sinn von Mode ist, modische Kleidung für jedermann erschwinglich zu machen". Deshalb veröffentlichte sie sogar die Schnittmuster ihrer Designs; das beliebteste verkaufte sich 70 000 Mal.

Neu war der Minirock zwar nicht: In den wilden 20ern entwickelte der amerikanische Ökonom George Taylor die sogenannte Rocksaumtheorie, wonach die Röcke kürzer werden, je besser es der Wirtschaft geht. Auf der Bühne und im Sport trugen Frauen schon lange kurze Röcke, in den 50er-Jahren-Science-Fiction-Serien "Space Patrol" und "Flash Gordon" rutschte der Saum noch höher. Der Pariser Designer André Courrèges (1923-2016) behauptete zwar, dass er ihn als Erster erfunden habe – doch Quant gilt weithin als Mutter des Minirocks.

Sie benannte das rebellische und sexy wirkende Stückchen Stoff nach ihrem Lieblingsauto. Ihr Logo einer stilisierten Blüte stand für die Befreiung der Frau, die Pille, wirtschaftlichen Aufschwung und Spaß. "Sie feierten die Jugend, das Leben und die enormen Möglichkeiten", sagte Mary Quant der Vogue über ihre ikonischen Kleidungsstücke. "Sie hatten eine Art "Schau mich an!"-Qualität. Sie sagten: Das Leben ist großartig". Sogar die amerikanische Feministin Gloria Steinem trug einen Minirock auf Demos und bei Reden; die "Washington Post" taufte sie das "Pin-up-Girl der Intellektuellen". Seither ist der Mini aus der Mode nicht mehr wegzudenken.

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mo, 11. Februar 2019: PDF-Version herunterladen

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