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"Mein Kalender hat sich gefüllt"

  • Fr, 27. April 2018
    Schülertexte

ZISCHUP-INTERVIEW mit dem Weihbischof Peter Birkhofer.

Peter Birkhofer   | Foto: Thomas Kunz
Peter Birkhofer Foto: Thomas Kunz

Zischup-Reporterin Adelheide Eiermann, Schülerin der Klasse 8a des Kollegs St. Sebastian in Stegen, interviewte Freiburgs Weihbischof Peter Birkhofer. Ernannt wurde der 53-Jährige im Februar dieses Jahres von Papst Franziskus. Da Adelheide Eiermann den neuen Weihbischof auch privat kennt, duzt sie ihn im Interview.

Zischup: Was macht ein Bischof überhaupt?
Birkhofer: Das ist ganz unterschiedlich. Der Erzbischof ist der Verantwortliche für die ganze Erzdiözese, er ist verantwortlich dafür, dass das Wort Gottes verkündet wird, dass die Caritas ausgeübt wird, dass die Sakramente gespendet werden und vieles andere, das auch mit Verwaltung und dergleichen zu tun hat. Wenn man das Wort Weihbischof aus dem Lateinischen übersetzt, könnte es Hilfsbischof heißen. Das passt gut, denn der Weihbischof hilft dem Erzbischof beim Erledigen bischöflicher Aufgaben. Der Weihbischof ist also eigentlich ein Helfer des Erzbischofs.

Zischup: Hast du in deinem neuen Amt ein Projekt geplant oder etwas, das du jetzt speziell machen willst?
Birkhofer: Also das eine wird sein, dass ich meine bisherigen Aufgaben behalten werde. Das heißt dann aber auch, dass das, was ich jetzt schon mache, eine andere Bedeutung bekommen wird – einfach weil es ein Bischof macht. Die Außenwahrnehmung ist eine andere. Was ich als Bischof sonst noch machen möchte, ist, zusammen mit Kollegen, aber auch mit anderen Bischöfen in Deutschland, in verschiedenen Kommissionen Projekte durchzuführen. Gerne würde ich auch den Kontakt zu den Bischöfen in unseren Partnerland Peru intensivieren. Es wäre schön, wenn wir noch einmal ganz neu ins Gespräch kommen und gemeinsam neue Ideen entwickeln könnten. Auch um die Partnerschaft lebendiger zu gestalten. Eine Sache wollen wir ganz stark neu angehen, das ist der sogenannte "interreligiöse Dialog". Das bedeutet, dass wir das Gespräch unter anderem mit Muslimen suchen.

Zischup: Wie verläuft so eine Bischofsweihe überhaupt, also was passiert da?
Birkhofer: Der Gottesdienst beginnt zunächst ganz normal, dann wird ein Priester zum Bischof gehen und ihm sagen, dass die katholische Kirche ihn bittet, diesen Peter Birkhofer zum Bischof zu weihen, dann bittet der Bischof, den Ernennungsbrief des Papstes vorzulegen. Dieser wird vorgelesen. Dann ist der Kandidat vorgestellt, und der Gottesdienst geht normal weiter. Nach der Predigt stellt der Erzbischof mir einzelne Fragen zu den Aufgaben eines Bischofs. Wenn dieses Versprechen abgelegt ist, wird die Allerheiligenlitanei gebetet – und da bitten wir uns gegenseitig um Unterstützung.
Zischup: Was genau passiert während dieser Allerheiligenlitanei?
Birkhofer: Während der Allerheiligenlitanei werden alle Heiligen angerufen und ich liege auf dem Boden. Dann trete ich vor dem Bischof hin, knie mich vor ihn und der Bischof legt mir die Hände auf – als Zeichen der Übertragung des Heiligen Geistes und als Zeichen dafür, dass man durch die Handauflegung auch in die Kirche des anderen mit aufgenommen wird. Das machen dann auch die beiden anderen Bischöfe, die mich mitweihen. Im Anschluss daran kommen zwei Diakone und die werden dann das Evangelium aufgeschlagen über meinen Kopf halten, das heißt, die Heilige Schrift ist so eine Art Haus, das mir Schutz bieten soll für meinen Dienst, also wie ein Dach ist das Evangelium dann über mir. Danach singt der Bischof das Weihegebet und nach dem Weihegebet wird das Chrisam genommen und mein Kopf wird gesalbt, als Zeichen des Hohepriestertums Jesu Christi. Dann bekomme ich das Evangelium überreicht, als Erinnerung daran, dass ich es auch verkünde. Am Ende wird mir der Bischofsring angesteckt. Dieser ist vergleichbar mit dem Ehering, er ist ein Zeichen der Treue, die man Gott und den Menschen gegenüber zu bewahren hat. Weiter werden einem die Mitra und der Hirtenstab überreicht. Der Hirtenstab steht dafür, dass der Bischof ein Hirte Gottes ist. Ist das erledigt, geht die Messe ganz normal weiter.
"Ich hoffe, dass ich ein

normaler Mensch bleibe"

Zischup: Verändert sich in deinem Leben etwas, weil du jetzt Bischof bist? Oder bleibt alles, wie es war?
Birkhofer: Es ändert sich sicher etwas. Natürlich hoffe ich, dass ich nach wie vor noch ein normaler Mensch bleibe, also jemand, der sich auch mal mit Freunden treffen wird. Dafür finde ich hoffentlich noch Zeit. Seit meiner Ernennung zum Bischof hat sich mein Kalender unheimlich gefüllt, das heißt, ich habe jetzt ungefähr dreimal so viele Termine. Und ich werde einfach viel mehr in Deutschland unterwegs sein als bisher. Sehr wahrscheinlich wird es nicht immer ganz leicht sein, dann auch noch ein Treffen mit Freunden unterzubringen oder sich abends spontan aufs Fahrrad zu schwingen und loszuradeln. Da muss ich einfach mal schauen und abwarten.

Zischup: Wer bestimmt, wer Bischof wird?
Birkhofer: Beim Weihbischof ist es so, dass der päpstliche Gesandte über drei mögliche Kandidaten informiert wird. Die Namen erhält er normalerweise vom Erzbischof. Mit Hilfe dieser Liste ernennt dann der Papst den Bischof.

Zischup: Was stellt dein Bischofswappen dar?
Birkhofer: Für mich ist das Wappen von besonderer Bedeutung. Ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht, was genau aus meinem Leben darin vorkommen soll und was auch Programm für meinen Dienst als Bischof sein soll. Was bei meinen Überlegungen auch eine Rolle gespielt hat, war, dass das Erzbistum Freiburg das Nachfolgebistum von Konstanz ist. Das bedeutet, dass der Bischof früher in Konstanz und nicht in Freiburg saß. Ich selbst bin ja in Konstanz zur Schule gegangen und wurde dort gefirmt und zum Priester geweiht. Ich fühle mich der Stadt Konstanz also sehr verbunden. Darum lasse ich oben in meinem Wappen das Wappen des früheren Bistums Konstanz andeuten.

Zischup: In Deinem Wappen kommt auch eine Birke vor. Warum?
Birkhofer: Stimmt, diese mitaufzunehmen, war von Anfang an klar. Die Birke ist ja Teil meines Namens. Mir war wichtig, dass der Baum Wurzeln hat. Mein Wappenwort lautet nämlich "Radicati in caritate", übersetzt heißt das "verwurzelt in der Liebe". Das Bild gefällt mir. Wenn Wurzeln tief gehen, geben sie einem Baum Halt. Also man muss tief verwurzelt sein, damit man Halt hat, und durch die Wurzeln holt sich der Baum ja auch Nahrung, die ihn wachsen lässt. Das heißt Halt und Wachstum sind in diesen Wurzeln angedeutet. Die Birke steht auf rotem Grund. Rot steht für die Liebe und die Caritas, also Wohltätigkeit und Wertschätzung. Um das Ganze zusammenzufassen: Wichtig ist das Verwurzeltsein in Gott, aber auch in meiner Heimat, in meinen Freunden und in meiner Familie, die mir den Glauben mitgegeben hat.

Zischup: Dann gibt es noch einen Stern. Wofür steht der?
Birkhofer: Der Stern kommt auch im Wappen von Papst Franziskus vor, der mich ja zum Bischof ernannt hat. Der Stern ist aber vor allem ein Symbol für Maria, über die ich in meiner Diplomarbeit geschrieben habe. Der Stern ist blau. Eine Farbe, die für Maria steht, gleichzeitig aber auch für Wasser. Hier gibt es wieder eine Verbindung zum Bodensee, wo ich aufgewachsen bin. Maria ist übrigens auch die Schutzpatronin der Seeleute, als Stern des Meeres weist sie den Nautikern die Richtung.

Zischup: Und was hat es mit der Muschel auf sich?
Birkhofer: Die Muschel erinnert zum einen natürlich daran, dass wir Menschen in dieser Welt alle als Pilger unterwegs sind, zum anderen kommt sie im Wappen meines Heimatdorfes vor. Dann kommt noch hinzu, dass es auch im Wappen von Papst Benedikt XVI. eine Muschel gibt. Papst Benedikt war 2011 ja in Freiburg, damals hatte ich Kontakt zu ihm. Die Farbe Gelb habe ich übrigens auch nicht ohne Grund in mein Wappen aufgenommen. Rot und gelb sind die Farben des Erzbistums Freiburg. Hinzu kommt natürlich auch noch das Kreuz, das das Wappen teilt. So viel zum Programm meines Wappens.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 27. April 2018: PDF-Version herunterladen

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