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Mein Leben mit ADHS

  • Don Giron &

  • Do, 30. April 2015
    Schülertexte

Ein Schüler mit ADHS beschreibt, was die Krankheit mit ihm macht / Ein Protokoll.

Mit ADHS ist Schule häufig noch viel anstrengender.   | Foto: dpa
Mit ADHS ist Schule häufig noch viel anstrengender. Foto: dpa

Immer mehr Kinder und Jugendliche bekommen die Diagnose ADHS (siehe Infobox). Don Giron ist einer von ihnen. Er geht in die Klasse 8d des Rotteck-Gymnasiums in Freiburg und berichtet über sein Leben mit ADHS. Und obwohl er häufig hippelig ist, führt er doch ein ziemlich normales Leben.

Ich lebe mit ADHS. Es gehört zu mir, es ist ein Teil in mir. Ich sehe es nicht als Krankheit an, sondern eher als Herausforderung. Man lernt, damit zu leben. Natürlich ist es oft sehr hinderlich und mit vielen Problemen verbunden, hauptsächlich durch die Hyperaktivität. Ich ertappe mich oft dabei, wie ich zappele oder wackele und höre dann auf, aber später fange ich unwillkürlich wieder von vorne an. Die Tabletten, die ich jeden Morgen einnehmen muss, helfen mir, mich besser zu konzentrieren und ruhig zu bleiben. Das hilft vor allem in der Schule, aber gegen Abend lässt die Wirkung nach und ich merke, wie ich aktiver werde.

Diese Hyperaktivität kann im Sport aber ganz nützlich sein, sie ist eine Art zusätzliche Kraftreserve. Wenn ich zum Beispiel beim Fußballspielen viel laufe, hat das aber auch etwas mit meinem großen Ehrgeiz zu tun. Ich steigere mich sehr in Dinge hinein. Zum Beispiel bei Computerspielen fühle ich mich meist wie mittendrin. Oft vergesse ich dabei alles um mich herum.

Leider vergesse ich ohnehin sehr viel. Oft passiert es, wenn ich gerade ein spannendes Buch lese. Ich möchte nur noch die Seite fertig lesen, aber dann vergesse ich beispielweise eine Aufgabe, die ich bekommen habe, und lese einfach weiter. Bei Dingen, die ich gerne mache, bin ich sehr eifrig. Wenn ich zu einem SC-Spiel gehe oder lese oder etwas tue, das ich mag, kann ich mich auch ohne meine Tabletten gut konzentrieren. Aber diese Dinge müssen mir wirklich Spaß machen, und ich sollte nicht zu lange warten müssen, denn ich werde ziemlich schnell ungeduldig. Ich neige außerdem dazu, unnötige Diskussionen zu führen. Ich diskutiere mindestens einmal am Tag mit meiner Mutter und mit meinem Vater. Und meistens müsste das nicht sein. Manchmal bekommen Freunde die Streitereien mit, mal finden sie, dass sich meine Eltern mir gegenüber ungerecht verhalten, mal aber auch gerecht.

Ich habe nicht sehr viele Freunde, da ich Schwierigkeiten damit habe, welche zu finden, aber die Freunde, die ich habe, sind richtig gute Freunde, und sie akzeptieren mich so, wie ich bin. Ich führe trotz ADHS ein ganz normales, sogar wie ich finde, gutes Leben, habe Freunde, spiele im Verein Fußball, gehe ins Kino und mache alles, was ein gewöhnlicher 14-Jähriger macht.

ADHS

Die Krankenkassen sprechen schon von der Generation ADHS. Denn immer mehr Kinder und Jugendliche bekommen die Diagnose Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörungen (ADHS). Typisch für ADHS ist, dass die Betroffenen unruhig, impulsiv und häufig unkonzentriert sind. Nach Zahlen der Krankenkasse Barmer GEK stieg bei den unter 19-Jährigen zwischen 2006 und 2011 die Zahl der diagnostizierten Fälle um 42 Prozent.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 30. April 2015: PDF-Version herunterladen

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