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"Mit einem Kuli in der Hand fällt mir nichts ein"

  • Fr, 14. Dezember 2012
    Schülertexte

ZISCHUP-INTERVIEW mit der Schriftstellerin Christa Ludwig über die Herausforderung, die die moderne Technik an eine Jugendbuchautorin stellt.

Christa Ludwig beim Schreiben, im Hintergrund der See.   | Foto: privat
Christa Ludwig beim Schreiben, im Hintergrund der See. Foto: privat

Christa Ludwig (63) ist Schriftstellerin. Sie wohnt zusammen mit ihrem Mann und einem Islandpony in Hohenfels am Bodensee. Ihr erstes Buch, "Der Eiserne Heinrich", wurde 1989 veröffentlicht. Außerdem hat sie viele weitere spannende Jugendbücher geschrieben, wie "Carlos in der Nacht", "Die Siebte Sage", "Blitz ohne Donner", "Ein Lied für Daphnes Fohlen" und die Pferdebuchreihe "Hufspuren". Jamila Nierhaus, Schülerin der 8. Klasse der Integrativen Waldorfschule Emmendingen, hat Christa Ludwig interviewt.

Zischup: Wann haben Sie angefangen, Bücher zu schreiben?
Christa Ludwig: Sagen wir mal überhaupt schreiben: Mit sechs Jahren, als ich schreiben lernte, da habe ich Gedichte geschrieben und das immer wieder und Geschichten und Bücher und Theaterstücke angefangen. Aber erst als ich fast 40 war habe ich versucht, etwas zu veröffentlichen, das war der "Eiserne Heinrich" und das hat auch sofort geklappt. Ich bin froh, das ich damit nicht eher angefangen habe, sondern gewartet habe, bis ich wirklich mit meinem Schreiben zufrieden war.

Zischup: Wie sah als Kind Ihr Traumberuf aus?
Ludwig: Schreiben war immer mein Traumberuf, aber das hätte ich nie zugegeben.

Zischup: Welche Bücher haben Sie im Alter von 13 Jahren am liebsten gelesen?
Ludwig: Ich habe so 50 Bände Karl May gelesen, ein paar Pferdebücher sind mir noch in guter Erinnerung, meine Lieblingsbücher waren und sind "Scharlachrot" von Rosemary Sutcliff und Herbert Kaufmanns "Roter Mond und Heiße Zeit".

Zischup: Können Sie ein Buch von Ihnen besonders für Jugendliche empfehlen und es vielleicht kurz vorstellen?
Ludwig: Am liebsten empfehle ich "Carlos in der Nacht", weil es spannend ist und einen Blick in eine ferne Zeit öffnet, die aber gar nicht so fern von unserer jetzigen ist.

Zischup: Für welches Alter schreiben Sie am häufigsten?
Ludwig: Bis jetzt für Jugendliche, aber ich will mehr für Kinder schreiben. Wenn man heute für Jugendliche schreibt, muss man sich ganz einlassen auf Smartphone und Facebook und so gut kann ich das bis jetzt noch nicht.

Zischup: Ist es bei Ihnen schon einmal vorgekommen, dass Sie ein Buch noch einmal neu verfassen mussten?
Ludwig: Ja, das Buch über Massentierhaltung. Das erschien 1997 unter dem Titel "Die Federtoten", da handeln meine Hauptpersonen ohne Handy und Internet, wir leben jetzt in einer anderen Welt.

Zischup: Schreiben Sie zurzeit an einem Buch?
Ludwig: Ich mache gerade ein Kinderbuch für die Veröffentlichung im Frühjahr fertig – "Fluchtballon". Und ich arbeite an der Neuauflage für das Buch über Massentierhaltung. Dazu habe ich noch einige Pläne für Bücher, die wollen sich gerne in meinem Kopf ausbreiten, aber sie müssen warten.

Zischup: Wie kommen Sie zu einem Thema, über das Sie ein Buch schreiben wollen?
Ludwig: Jedes mal anders, aber jedes mal kommt die Geschichte zu mir. "Die siebte Sage" zum Beispiel entstand aus Bildern von Gebäuden und Landschaften in Andalusien. Ganz von selbst füllten die sich mit Menschen und dann warte ich, bis die mir ihre Geschichte erzählen. Das läuft in meinem Kopf ab wie ein Film, eigentlich muss ich das dann nur abschreiben.

Zischup: Macht es Ihnen in einem bestimmten thematischen Bereich an meisten Spaß, zu schreiben?
Ludwig: Ich habe völlig verschiedene Bücher geschrieben, historische Romane, Bücher zu aktuellen Zeitthemen. Wichtig ist, dass sich die Geschichte entwickelt, dass ich mir nichts ausdenken muss, das muss entstehen.

Zischup: Wo schreiben Sie ihre Bücher, haben sie einen besonderen Ort, an dem Sie sich aufhalten?
Ludwig: Am liebsten an meinem Schreibtisch, aber auch im Zug (Handy-freie Zone) oder in der Natur. Wichtiger als der Ort ist das Schreibgerät: Kariertes Papier, Bleistift oder Füller, niemals Kuli, mit einem Kuli in der Hand fällt mir nichts ein.

Zischup: Machen Sie beruflich noch etwas anderes außer Bücher schreiben?
Ludwig: Ja, in Salem und an den Kinder-Unis hier mache ich Schreibwerkstätten, ich halte Lesungen und unterrichte kreatives Schreiben. Das gehört heute zum normalen Alltag eines Schriftstellers.

Zischup: Und sonst?
Ludwig: Meine Familie. Wir haben drei Söhne und ein erstes Enkelchen. Und ich habe ein Islandpferd, das leider krank ist und betreut werden muss.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 14. Dezember 2012: PDF-Version herunterladen

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