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Forderung

Müssen Hauskatzen bald versteuert werden?

  • Teresa Dapp (dpa)

  • Di, 24. Januar 2017, 00:00 Uhr
    Panorama

Wer einen Hund hält, muss für ihn Steuern zahlen. Wer eine Katze hält nicht. Eine Äußerung eines Grünen-Politikers hat nun die Frage nach einer Katzensteuer aufgeworfen.

Kitty kostet vielleicht bald extra.  | Foto: Mara Zemgaliete - Fotolia.com
Kitty kostet vielleicht bald extra. Foto: Mara Zemgaliete - Fotolia.com
Ob Katzen besteuert werden sollen, wird vor allem in den sozialen Netzwerken heftig diskutiert. Fest steht jedoch: Deutschland hat mancherorts ein Katzenproblem.

Ob jemand "Typ Hund" oder "Typ Katze" ist, sagt viel über den Charakter des Menschen aus, behaupten einige. Fast 13 Millionen Katzen halten die Deutschen, im Vergleich zu 7,9 Millionen Hunden. Nun hat eine Äußerung des Bundessprechers der Grünen Jugend, Moritz Heuberger, eine neue Debatte über eine Katzensteuer ausgelöst. Auf Anfrage der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung lehnte er die Steuer nicht ab, sondern sagte, man brauche dafür erst mal mehr Informationen. Die Partei stellte daraufhin sofort klar: Berichte, man fordere eine Katzensteuer, seien "Quatsch".

Allerdings hat Deutschland mancherorts tatsächlich ein Katzenproblem. "In einzelnen Regionen Deutschlands haben sich Kolonien aus herrenlosen, wildlebenden Katzen entwickelt, weil Tiere ausgesetzt wurden oder entlaufen sind", sagt eine Sprecherin von Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU). "Die Katzen erfahren ohne menschliche Obhut und Versorgung häufig Schmerzen, Leiden oder Schäden in teilweise erheblichem Ausmaß."

Dabei brauchen nicht nur die Katzen selbst, sondern auch ihre Beutetiere Schutz. "Der Speiseplan sieht immer ähnlich aus", sagt Torsten Reinwald vom Deutschen Jagdverband: 25 Prozent Vögel, 70 Prozent kleinere Säugetiere wie Mäuse, Ratten oder junge Hasen und fünf Prozent Reptilien und Insekten. Geht man von zwei Millionen herrenlosen Katzen in Deutschland aus, dann fielen ihnen pro Jahr 14 Millionen Vögel zum Opfer. Nicht nur kranke und schwache Tiere, sondern auch gesunde und vor allem junge Vögel.

Eine Katzensteuer fordern die Jäger allerdings nicht. Das sei vielleicht eine Möglichkeit, aber Sache der Politik. Sie sprechen sich für eine flächendeckende Pflicht für Katzenhalter aus, ihre freilaufenden Haustiere registrieren und kastrieren zu lassen. Vorbild sei die Stadt Paderborn, wo diese Regelung schon früh eingeführt wurde.

Tiersteuern sind nicht zweckgebunden

Das sehen Tierschützer ganz genau so. Etwa die Tierärztin Sophie Arnold von der Akademie für Tierschutz. Die Einführung einer Katzensteuer könne dazu führen, dass Tiere ausgesetzt werden, sagt sie. Außerdem seien Steuern für Tierhalter generell nur sinnvoll, wenn das Geld auch wieder für den Tierschutz ausgegeben würde – Steuereinnahmen sind aber nicht zweckgebunden, auch nicht die Hundesteuer.

Der Tierschutzbund begrüßt, dass inzwischen mehr als 430 Kommunen von ihrem Recht Gebrauch machen, das Kastrieren vorzuschreiben. Er spricht sich für eine deutschlandweite Regelung aus. Daraus wird aber nichts: Die Bundesregierung hält das für "unverhältnismäßig", da streunende Katzen nur in manchen Regionen ein Problem seien, wie es im Tierschutzbericht heißt.

Will denn überhaupt irgendwer die Katzensteuer, für deren Einführung übrigens nicht der Bund, sondern die Bundesländer und Kommunen zuständig wären? Der Rheinische Landwirtschafts-Verband zum Beispiel ist dafür: Die Steuer würde "langfristig bewirken, dass Bürger sich bewusster für eine Katze entscheiden und sie nicht einfach wieder aussetzen".

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Di, 24. Januar 2017: PDF-Version herunterladen

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