Heute vor 30 Jahren wurde Erzbischof Oscar Romero in El Salvador ermordet. Die Armen im Land verehren den Kirchenmann nach wie vor als Märtyrer.
Luis Angel Garcia sitzt auf der Treppenstufe vor der windschiefen Holzhütte und poliert seine schwarzen Halbschuhe. Ein ehrgeiziges, aber eigentlich überflüssiges Vorhaben. Denn hier oben, in der Armensiedlung Colonia Los Andes in den Bergen am Stadtrand von San Salvador, gibt es keine Straßen zum Flanieren, nur Trampelpfade, und die sind aus Lehm und Geröll. In der heißen Mittagsluft schweben Wolken aus Staub, der sich überall festsetzt. Auch auf frisch polierten Schuhen.
Doch das kümmert Luis Angel Garcia nicht. Ihm soll man nicht auf den ersten Blick ansehen können, woher er kommt – deswegen die guten Schuhe. Während seine vier jüngeren Brüder mit einer leeren Cola-Dose Fußball spielen und die beiden Schwestern auf dem Feuer Maiskörner zu Brei kochen, träumt Luis von einem besseren Leben. Er will weg aus diesem Slum, am liebsten ...