Überlebende des IS-Terrors irren auf der Suche nach Wasser, Nahrung und Ärzten durch den Schutt: Mossul ist zerstört, die Schlacht beendet. Das Sterben geht aber weiter.
Emad Tamos Stirn ist von Falten durchzogen. Die Augen versinken in den Höhlen. Ein Kind mit einem Totenkopf und einem Leib aus Knochen und Haut. Irakische Soldaten schütten Wasser über den Jungen, um den Staub abzuwaschen. Einer schneidet ihm die von Schmutz verfilzten Haare. "Habibi", Liebling, flüstert der Schiit dem Jesiden ins Ohr. Er lässt jede Strähne wie ein zärtlicher Vater durch seine Finger gleiten. Da stehen die Soldaten um das verhungernde Kind herum. Sie haben eine der härtesten Schlachten des 21. Jahrhunderts überlebt und sehen aus, als würden sie die Welt nicht mehr verstehen.
Marino Andolina von der deutschen Hilfsorganisation Cadus hat an diesem Tag schon zwei andere Kinder in Empfang genommen. Ein arabisch-sunnitisches Mädchen, acht Jahre alt, und einen zehnjährigen Kurden. "Sind sie schmutzig und am Verhungern, bedeutet das immer IS", sagt der italienische Kinderarzt. Die Kinder kommen aus der Altstadt von Mossul. Es ist der Teil der zerstörten Millionenstadt, aus dem der IS noch nicht vertrieben ist. ...