Sie versorgt als ambulante Pflegekraft 26 Patienten an einem Vormittag. "Man wächst da rein", sagt Gabriela Eßbach. Zeitdruck, Überstunden, schlechte Bezahlung – warum tut man sich das an?
"Erst mal eine rauchen." Es ist 5.50 Uhr in einer Einfamilienhaussiedlung im Osten Berlins. Gabriela Eßbach steht vor der Firmenzentrale, in der rechten Hand die Zigarette, in der linken das Handy. Sie hat eine App geöffnet, scrollt durch eine Liste. 26 Namen. "Ordentlich für einen Frühdienst", sagt Eßbach, steigt in ihren Toyota, Dienstbeginn. Eßbach – Schwester Gabi, wie Kolleginnen sie nennen – arbeitet als Pflegefachkraft in einem privaten Pflegeunternehmen. 26 Menschen wird sie versorgen, für sie ein normaler Arbeitstag.
Die Arbeitsbedingungen in der Pflegebranche gelten als prekär. Hunderttausende fühlen sich einer Umfrage zufolge ausgezehrt, klagen über Zeitdruck, fühlen sich nicht angemessen bezahlt, fast die Hälfte sagt, das Arbeitspensum gehe zulasten der Qualität. Viele Firmen versuchen vergeblich, neue Kräfte zu gewinnen. Zehntausende Stellen sind unbesetzt. Zur Frage, warum man sich das antut, sagt Eßbach: "Man hat den Beruf ja ergriffen, um Menschen zu helfen. Da wächst man rein."
Patient 1: Eßbach lenkt ...