Seine Lesung in Lörrach fällt dem Virus zum Opfer. Im Interview spricht Christian E. Weißgerber über Geschlechterbilder in der Szene und über ein Körperbild, das aus Männern Panzer macht.
"Der Mann ist Macher und Kämpfer, die Frau emotionales Gretchen, das daheim am Herd werkeln soll." Dieses Geschlechterbild, sagt der ehemals führende Neonazi, Christian E. Weißgerber, ist bei Rechtspopulisten und Rechtsextremisten immer noch weit verbreitet – sowohl bei Männern als auch bei Frauen. Kathrin Ganter sprach mit Weißgerber über selbsternannte Soldaten, ihre Bereitschaft, ihren Körper auch als Waffe einzusetzen, und elitäre Abgrenzung innerhalb der Naziszene.
BZ: Sie geben in Ihrem Buch viele Einblicke in die Denkweise von Neonazis, aber auch in das Männlichkeits- und Körperbild in der Szene. Was macht, in dieser Sichtweise, den deutschen Mann aus?
Weißgerber: Es gibt verschiedene Deutungen, aber am häufigsten wird der Mann als Kämpfer definiert, der sich durch Härte gegen sich selbst, aber auch gegen seine Feinde auszeichnet. Er hat Pflichtbewusstsein, ist ein politischer Soldat und kämpft ohne jeden Zweifel für die Sache, die angeblich das Gute, Schöne, Wahre verteidigt. Er ist der Verteidiger seiner Familie, aber auch der Volksgemeinschaft. Der ...