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Glühwürmchen

Neonlichter fliegen durch die Nacht

Claudia Füßler

Von

Sa, 22. Mai 2021 um 04:30 Uhr

Neues für Kinder

Es ist wie in einer Märchenwelt: In lauwarmen Nächten im Juni und Juli beginnt es an Waldrändern oder in Parks plötzlich hellgrün zu leuchten. Die strahlenden Punkte fliegen durch die Luft oder sitzen auf Pflanzen. Die Glühwürmchen sind unterwegs.

Die Glühwürmchen sind unterwegs. Foto: fergregory  (stock.adobe.com)
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Wobei: Glühwürmchen ist nur ihr Spitzname. Der ist außerdem ein bisschen falsch, denn es sind gar keine Würmer, sondern Käfer. Diese leben fast auf der ganzen Welt, nur die Arktis ist ihnen zu kalt. So wie es verschiedene Hunderassen gibt, teilen sich auch die Leuchtkäfer in viele verschiedene Arten auf. Manche von ihnen leuchten gar nicht, manche leuchten immer, manche blinken. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kennen etwa 2000 Arten. Drei davon leben in Mitteleuropa, also auch in Deutschland. Sie heißen Kleiner Leuchtkäfer, Großer Leuchtkäfer und Kurzflügel-Leuchtkäfer. Die weiblichen Tiere können alle leuchten, aber nicht fliegen. Die Männchen des Kurzflügel-Leuchtkäfers können ebenfalls nicht fliegen. Und die Männchen des Großen Leuchtkäfers können zwar fliegen, aber nicht leuchten. Da bleibt jetzt nur einer übrig, der wie ein Neonlicht durch die Nacht düsen kann: der männliche Kleine Leuchtkäfer.

Aber wieso fliegt der eigentlich herum? Ganz klar, er sucht eine Frau. Damit er schnell eine findet, klettern alle Weibchen auf Äste und Blätter und schwenken ihren leuchtenden Po: Hallo, hier bin ich! Die Weibchen sind übrigens auch der Grund, weshalb wir die Leuchtkäfer Glühwürmchen nennen: Sie ähneln vom Aussehen her einem Wurm. Um die sogenannte Johannisnacht am 23. Juni schwirren besonders viele Leuchtkäfer herum. Daher kommt ihr zweiter Spitzname: Johanniswürmchen.

Dass die Leuchtkäfer leuchten können, liegt an einer recht komplizierten Sache, die in ihrem Hinterleib passiert: Ein Stoff namens Luciferin reagiert mit einem anderen Stoff und Sauerstoff. Dabei entsteht das Licht und ein klein wenig Wärme. Tagsüber ist es zu hell, deshalb sieht man das Licht nur nachts. Auch Vögel und Frösche entdecken es. Die könnten sich natürlich freuen, dass da ein Leckerbissen auf sich aufmerksam macht. Aber nix da, sie halten sich fern, denn sie wissen: Glühwürmchen sind giftig.

Bevor Glühwürmchen zu Käfern werden, leben sie drei Jahre lang als Larven. In dieser Zeit fressen sie am liebsten Nacktschnecken, die viel größer sind als sie selbst. Sie töten sie mit einem Giftbiss. Eine drei Jahre alte Larve verpuppt sich Anfang Juni, dann schlüpft nach etwa einer Woche ein Leuchtkäfer. Der lebt und leuchtet etwa zwei bis vier Wochen, in dieser Zeit frisst er nichts mehr.

Wenn das Leuchtkäfermännchen aus der Luft ein Weibchen ausfindig gemacht hat, das besonders kräftig leuchtet und ihm gefällt, fliegt es zu ihm. Die beiden haben Sex, danach stirbt das Männchen. Das Weibchen lebt ein paar Tage länger. Es legt noch die Eier im Waldboden ab, aus denen die nächsten Glühwürmchenlarven schlüpfen werden. Danach heißt es: Licht aus.

Ressort: Neues für Kinder

  • Zum Artikel aus der gedruckten BZ vom Sa, 22. Mai 2021:
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