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Fairplay unter Gladiatoren

Fabian Vögtle
  • Mo, 27. August 2018
    Freiburg

Die Sportart Jugger entstand einst aus einem Science-Fiction-Film.

Nichts für schwache Nerven: Bei Jugger geht es so richtig zur Sache.   | Foto: Rita Eggstein
Nichts für schwache Nerven: Bei Jugger geht es so richtig zur Sache. Foto: Rita Eggstein

FREIBURG-ST. GEORGEN. Gewisse Ähnlichkeiten zum Rugby mag Jugger haben. Doch die Sportart, inspiriert durch einen blutrünstigen Film, hat seine ganz eigenen Regeln. In Freiburg gibt es schon drei Teams. 16 weitere Mannschaften aus ganz Deutschland und aus Basel haben am Wochenende bei einem Turnier im Schönbergstadion gezeltet und gespielt. Dabei war auch ein Jugger-Paar aus Kanada, das gerade auf Europa-Tournee ist.

Die Munich Monks, Mainzer Marodeure, und Heidelberger Hobbiz stehen auf dem Rasen, wo sonst eher gekickt wird. Genauso wie die Keulen Eulen aus Saarbrücken, Pink Pain aus Darmstadt und die Freiburger Teams kämpfen sie auf fünf Feldern mit verschiedenen Stäben, Schildern und Schleudern um die Punkte.

Der schnelle Mannschaftssport entstand aus dem australischen Science-Fiction-Film "Die Jugger – Kampf der Besten" von 1989. Seitdem bilden sich weltweit Teams, die zum Teil wie moderne Gladiatoren in einer Mischung aus Rugby und Fechten gegeneinander antreten. Doch schnell ist klar, so blutrünstig und brutal wie in dem Endzeitfilm geht es in dem daraus entwickelten Spiel nicht zu.

"Fairplay steht bei uns ganz hoch im Kurs", sagt Stefanie Kramp. Sie gehört zu den Organisatorinnen des Turniers und ist Mitglied bei den ersten Freiburger Juggern, den Gossenhauern. Bernhard Ney ist schon seit 2003 bei dem Team dabei. Ein Kumpel hat ihn damals angelockt. "Mich hat interessiert, was der sonntags immer Komisches macht und dann bin ich mal mit", sagt Ney. Er fand’s klasse und fing auch an. Das Spiel sei einfach zum Einsteigen, sagt er. Anfangs waren noch viele Leute dabei, die in ihrer Freizeit gerne Live-Rollenspiele machen, aber bald wurde Jugger sportlicher betrieben.

So auch an diesem Samstag. Bevor es auf das Feld geht, gibt’s den Pompfencheck. Pompfen sind die meist gepolsterten Stäbe, mit denen vier der fünf Spieler pro Team über das 20 mal 40 Meter große Spielfeld rennen. Wird ein Gegenspieler von einem der Pompfen getroffen, muss er sich hinknien – und zwar genau fünf Trommelschläge lang, erklärt Kramp. Die Schläge ertönen über Lautsprecher im Stadion zur Orientierung den ganzen Tag über.

Ziel des Spiels ist es, den Läufer (Qwik) des gegnerischen Teams aufzuhalten, so dass in Überzahl der eigene Läufer einen Punkt machen kann. Einen Punkt gibt es wenn der Ball (Jugg), der wie ein dicker Hundeknochen aussieht, in das Tor (Mal) des Gegners gelegt oder geworfen wird.

Einer, für den Jugger seit einigen Jahren das größte Hobby ist, spielt in Freiburg als Gast (Söldner) bei den Heidelberger Hobbiz mit: Even Savage kommt aus Kanada und ist gerade mit seiner Frau Valkyrie auf fünfwöchiger Europa-Tournee.

"In Dublin und Wien haben wir schon gespielt", sagt Savage. Dabei hat sich Valkyrie einen Kreuzbandriss zugezogen. Ihrer guten Laune schadet das nicht; sie feuert ihren Mann und die Mitspieler lautstark an. Die beiden spielen in Toronto bei "Royal Canadian Maple Meese". Sie hätten Jugger erst 2014 in San Francisco kennen und lieben gelernt. "Der Film ist echt seltsam, aber der Sport mit seiner Community eine super Sache", sagt Even Savage, der als Werbeträger für die Trendsportart kein Unbekannter in der Szene ist.

Jugger wird unter anderem auch auf Jugendfreizeiten genutzt, da das Spiel trotz des zunächst gewöhnungsbedürftigen Aussehens auf ein faires und rücksichtsvolles Miteinander baut, wie Lukas Mahlau von den Freiburger Juggern erklärt.

Das Training der Freiburger Jugger findet jeden Sonntag ab 13.30 Uhr und am Donnerstag ab 17 Uhr auf der Wiese vor der Ökostation im Seepark statt. Interessierte sind jederzeit eingeladen, vorbeizuschauen und das Spiel kennen zu lernen.

Ressort: Freiburg

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mo, 27. August 2018: PDF-Version herunterladen

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