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Forschung

Neues Leben im Riff ist möglich

  • dpa

  • Do, 25. Februar 2016
    Panorama

Eine Studie zeigt, dass sich die leuchtend bunten Korallen in einer Wasserqualität wie vor 200 Jahren erstaunlich schnell erholen.

AUSTRALIA AND NEW ZEALAND OUT HANDOUT EDITORIAL USE ONLY  | Foto: James Cook University
AUSTRALIA AND NEW ZEALAND OUT HANDOUT EDITORIAL USE ONLY Foto: James Cook University

STANFORD/HOBART (dpa). Saures Meerwasser kann Korallen schädigen. In einer Lagune des Great Barrier Reefs haben Forscher nun die Wasserqualität von vor 200 Jahren wieder hergestellt. Das tat den Korallen sichtbar gut.

Geschädigte Korallen wachsen wieder besser, sobald die Wasserqualität auf vorindustrielle Werte steigt. Das hat ein Forscherteam zumindest für die Versauerung des Meerwassers gezeigt. Für eine Studie im Fachjournal Nature hatten die US-Wissenschaftler eine Lagune im australischen Great Barrier Reef entsäuert und so eine Wasserqualität geschaffen, wie es sie vor mehr als 200 Jahren gab. Innerhalb von drei Wochen, so die Forscher, wuchsen die Korallen um etwa sieben Prozent stärker als zuvor.

Die Versauerung der Meere beeinträchtige bereits jetzt die Korallenriffe, sagte Studienleiterin Rebecca Albright von de Carnegie Institution for Science in Stanford. "Das ist nicht länger eine Zukunftsangst; das ist die heutige Realität." Etwa ein Viertel des menschengemachten Kohlendioxids (CO2) werde derzeit jährlich von weltweiten Ozeanen aufgenommen, schreiben die US-Forscher. Wenn CO2 aus der Luft in das Meer gelangt, steigt der Säuregrad des Wassers.

Ozeanwasser wird nach Forscherangaben selbst bei einem CO2-Entzug aus der Luft noch sauer bleiben. "Wenn das versauerte Wasser durch die großen Strömungen einmal in die Tiefe transportiert worden ist, ist es dort für viele Jahrhunderte außer Reichweite, ganz egal wie viel CO2 aus der Luft entfernt wird", hatte Mitautor und Albrights Kollege Ken Caldeira anlässlich einer älteren Studie bereits betont.

Die Versauerung der Meere greift nachweislich die Korallenriffe an. Im sauren Wasser kommen weniger Karbonat-Ionen vor, die zum Aufbau der Kalkskelette der Meerestiere nötig sind. Gesondert ließ sich die Auswirkung der Versauerung in freier Natur aber bisher nicht beobachten, weil zu viele Faktoren ineinandergreifen.

Dem US-Team um Rebecca Albright ist dies nun gelungen. Für ihre Studie wählten die Forscher die Lagunen des One Tree Reefs, die im südlichen Great Barrier Reef liegen. Diese sind während der Ebbe vom offenen Meer getrennt; das Wasser fließt dann lediglich von einer höher gelegenen Lagune in eine niedrigere. Die Forscher gaben alkalisch wirkendes Natriumhydroxid und ein Färbemittel in das Wasser der ersten Lagune und entsäuerten es so auf vorindustrielles Niveau. Andere Faktoren, wie Wassertemperatur oder Nährstoffe blieben gleich.

Nachdem das gefärbte Wasser in die zweite Lagune geflossen war, prüften die Wissenschaftler den verbliebenen Gehalt an alkalischen Stoffen. Anhand der Differenz errechneten die Forscher, dass sich der Kalkzuwachs an den Korallenriffen innerhalb von 21 Tagen durchschnittlich um etwa sieben Prozent erhöht hatte. Die Forscher schließen daraus, dass die Korallen seit dem Beginn der Industrialisierung bereits stark unter der Versauerung der Meere gelitten haben müssen.

In einem gesonderten Nature-Kommentar prophezeite die australische Meeresforscherin Janice Lough, dass die Schäden an den Korallenriffen auch mit den neu gesetzten Klimazielen der UN-Klimakonferenz in Paris nicht zu beheben sein werden: "Wir können die Zeit für die Ökosysteme der tropischen Korallenriffe dieser Welt nicht zurückdrehen; wir haben sie bereits einer wärmeren und saureren Zukunft überlassen."

Zugleich bestätigt eine weitere Arbeit, die im Fachjournal Nature Communications veröffentlicht ist, die Gefährdung der Korallen durch die weltweite Versauerung der Meere. Demnach sind die Auswirkungen am australischen Great Barrier Reef wahrscheinlich stärker, als bisher angenommen. Neben der Versauerung schädigen auch die Erderwärmung und das Klimaphänomen El Niño die Korallen, wie die US-Klimabehörde NOAA betonte.

Ressort: Panorama

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