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"Noch so ein Dicker?"

Sonja Zellmann
  • Sa, 20. Februar 2016
    Neues für Kinder

BZ-INTERVIEW mit Astrophysiker Dirk Soltau über die Suche nach Planeten und außerirdischem Leben.

Dirk Soltau  | Foto: Privat
Dirk Soltau Foto: Privat
Vor kurzem berichteten die Medien, dass – womöglich! – ein neuer Planet entdeckt wurde. Was es damit auf sich hat, darüber befragte Sonja Zellmann den Astrophysiker Dirk Soltau.

BZ: Was genau ist eigentlich ein Planet?
Soltau: Fangen wir mal damit an, was ein Stern ist: Das ist ein Himmelskörper, der selbst Energie erzeugt und aus eigener Kraft leuchtet – wie unsere Sonne. Ein Planet, wie die Erde, ist dagegen ein Himmelskörper, der nicht selber leuchtet, der einen Stern umkreist, von diesem angeleuchtet wird und dessen Licht zurückwirft.

BZ: Wie viele Planeten gibt es?
Soltau: Heute spricht man von acht Planeten in unserem Sonnensystem: Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun. Früher zählte auch Pluto dazu. Der ist aber ziemlich klein. Und da mittlerweile einige Himmelskörper weit außen im Sonnensystem gefunden wurden, die ähnlich groß sind wie Pluto, hat man beschlossen, die kleineren Planeten Zwergplaneten zu nennen. So bleibt es übersichtlicher.

BZ: Acht ist aber keine endgültige Anzahl.

Soltau: Genau. Es könnte sein, dass sich weiter draußen ein weiterer dicker Planet befindet. Das wäre Nummer neun.

BZ: Dieser wurde nun vielleicht entdeckt, obwohl ihn noch keiner gesehen hat. Wie kann das sein?

Soltau: Entdeckt kann man nicht sagen, eher errechnet. Die Sonne hält die Planeten, die sie umkreisen, mit ihrer Anziehungskraft auf ihrer Bahn um sie herum. Planeten ziehen sich aber auch untereinander an, wodurch ihre Bahnen etwas gestört werden. Vor einiger Zeit wurde entdeckt, dass die Bahnen von ein paar kleinen Himmelskörpern weit draußen merkwürdig verlaufen. Eine Erklärung dafür könnte sein, dass da ein unbekannter störender Planet ist. Kollegen haben nun aus diesen gestörten Bahnen ausgerechnet, wie groß dieser Planet wäre und wo er läge.

BZ: Mit welchem Ergebnis?

Soltau: Der dicke Planet könnte – wenn es ihn gibt – zwei bis vier Mal so groß sein wie die Erde. Das ist nicht sehr groß – Saturn etwa ist zehn Mal so groß wie die Erde. Und er könnte sich 500 bis 1000 Mal so weit weg von der Sonne befinden wie die Erde, also sehr weit draußen. Weil er aber so weit weg wäre, und ihn das Sonnenlicht daher nur schwach anstrahlen würde, wäre er auch mit dem besten Teleskop nur schwer zu erkennen. Der mögliche Planet bräuchte für einen Umlauf um die Sonne, für den die Erde ein Jahr benötigt, 20 000 oder mehr Jahre. Das heißt, er würde sich kaum am Himmel bewegen, was ihn noch schwerer zu entdecken macht. Neptun wurde allerdings vor 150 Jahren tatsächlich so gefunden: Astronomen hatten bemerkt, dass etwas die Umlaufbahn des Uranus stört, und berechnet, dass das ein Planet sein könnte. Erst danach wurde dieser Planet – eben Neptun – durch ein Teleskop auch gesehen.

BZ: Was gibt es im All noch zu entdecken?

Soltau: Die Sensationsmeldung wäre: Außerirdisches Leben gefunden. Früher war diese Idee nur ein kühner Traum, heute forschen viele Astronomen an diesem Thema. Denn es werden immer mehr Planeten außerhalb unseres Sonnensystems entdeckt. Und damit steigt die Wahrscheinlichkeit, Leben zu finden.

Ressort: Neues für Kinder

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 20. Februar 2016: PDF-Version herunterladen

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