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Wildunfälle

Ob Pieps-Töne und Reflektoren Wildunfälle verhindern, ist fraglich

  • Jonas Hirt

  • Mi, 24. Oktober 2018, 19:53 Uhr
    Panorama

Wildunfälle häufen sich im Herbst. Behörden erhoffen sich unter anderem von Reflektoren Abhilfe. Eine Studie zweifelt an deren Wirksamkeit. Es gibt aber auch noch andere Möglichkeiten.

Foto: dpa
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Die Straße zwischen Freiburg und Opfingen ist so ein Beispiel: Zwischen den Orten liegt viel Wald, das kann viel Wildwechsel bedeuten. Um Unfälle zu verhindern, versuchen Straßenbauämter einiges: In Sachsen-Anhalt sollen Pieps-Töne Wildtiere am Überqueren der Straße gehindert werden. Zugleich sollen blinkende LED-Lichter die Tiere abhalten. Optische Warnsignale mit verschiedenen Farben sind nicht neu. Laut einer Studie schützen sie aber nicht vor Wildunfällen – egal, welche Farben sie haben: "Sie haben null Effekt", sagt Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer (UDV). Jagdverbände sagen laut dpa hingegen, es gebe einzelne Strecken, bei denen das Warnsignal funktioniere. "Das kann schon sein, wissenschaftlich ist das aber nicht haltbar", entgegnet Brockmann. Gründe für weniger Unfälle könnten Verkehrsumleitungen oder andere Futterstellen der Tiere sein.

Die vom UDV in Auftrag gegebene Studie untersuchte 151 Straßenabschnitte in drei Bundesländern. Teilweise waren auch akustische Signale dabei. Deren Anzahl sei aber zu gering, um eine verlässliche Antwort zur Wirksamkeit zu geben, schildert der Unfallforscher. Vier Strecken in einem Zeitraum von drei Jahren sollen in Sachsen-Anhalt untersucht werden. "Da kann man nur einen Trend ablesen, aber keine wissenschaftlichen Ergebnisse", sagt Brockmann. Akustische Töne könnten aber dennoch helfen – jedoch auf eine andere Art: "Der Autofahrer muss vor dem Tier gewarnt werden", sagt der Unfallforscher. So wie das Auto den Fahrer vor Fußgängern und Radler warnt, könnte es auch bei Wild eine Notbremsung einleiten.

Für Clemens Bieniger, Präsident des ADAC Südbadens, geht es um die Verkehrssicherheit. Wenn ein blinkender Reflektor "einen oder zwei Unfälle verhindert, dann ist das ein Erfolg", sagt er. Auch in Südbaden hängen an Pfosten solche Reflektoren. Im Kreis Lörrach haben Jäger erstmals 2006 Reflektoren aus Eigeninitiative angebracht. Es gibt weitere Ideen: Duftbäume sollen Wildschweine und Rehe ebenfalls vom Überqueren der Straße abhalten, Brücken den Tieren eine sichere Möglichkeit zum Überqueren der Straße bieten. Letztere kosten laut einer Sprecherin des ADAC je nach der notwendigen Bauart zwischen 250 000 und 750 000 Euro. Und auch bei den Bäumen bestehe das Problem, dass mehrtägiger Regen die Duftstoffe wegschwemme.

"Unfallverhütung hat eine hohe Priorität", sagt der ADAC-Präsident. Laut Statistischem Bundesamt passieren die meisten Wildunfälle außerorts. 2017 gab es insgesamt 2551 Stück mit Personenschaden. Zehn Menschen starben, 606 verletzten sich schwer, 2308 leicht. Die Zahl der Unfälle mit Personenschäden liegt demnach seit 1991 zwischen 2249 und 2931. Die Statistik zeigt aber auch: In den vergangenen Jahren erhalten Versicherungen immer mehr Meldungen. 2017 gab es rund 275 000 Schadensfälle – ein Anstieg um circa 14 Prozent. 282 mal krachte es im Oktober, 124 im Februar. "Im Herbst sollte die Geschwindigkeit angepasst und vorausschauend gefahren werden", sagt Bieniger.
Was der ADAC rät...

...zur Vemeidung:
  • Angepasste Geschwindigkeit in waldreichen Gebieten
  • Schilder beachten und bremsbereit fahren
  • Abstand zum rechten Streifen und zum vorausfahrenden Fahrzeug
  • Fahrbahnränder beobachten und auf das Verhalten von Wildtieren einstellen. Mehrere Tiere könnten die Fahrbahn überqueren

...wenn Wild die Straße wechselt
  • Zuerst mit voller Kraft bremsen, dann hupen, nachts abblenden
  • Den rückwärtigen Verkehr beachten
  • Nicht Ausweichen

...wenn es zum Unfall kam
  • Sofort anhalten
  • Verkehr sichern
  • Verletzten helfen
  • Polizei oder Jäger benachrichtigen

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 25. Oktober 2018: PDF-Version herunterladen

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