Nachthimmel
Polarlichter über Südbaden – die zweite Chance gibt es heute Nacht
Polarlichter sind hierzulande selten: In den nächsten beiden Nächten gibt es wieder Chancen auf das Himmelsspektakel. Ein Freiburger Astrophysiker hat Tipps – und die BZ sucht die besten Leserfotos.
Sina Schuler & dpa
Mi, 12. Nov 2025, 13:45 Uhr
Südwest
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In weiten Teilen Baden-Württembergs haben in der Nacht zum Mittwoch Polarlichter für ein farbiges Spektakel am Himmel gesorgt. Zwischen 3 und 4 Uhr sei das Leuchten am besten zu sehen gewesen, auch mit bloßem Auge, sagt Martin Federspiel, stellvertretender Leiter des Freiburger Planetariums. Ursache für die Polarlichter sei eine große Sonnenfleckengruppe. Aus ihr seien zwei sogenannte koronale Massenauswürfe – riesige Wolken aus Sonnenplasma – ausgetreten und hätten für das bunte Lichtspektakel gesorgt.
Wer das seltene Himmelsphänomen verpasst hat, bekommt in der Nacht auf Donnerstag möglicherweise erneut eine Chance. Ein weiterer koronaler Massenauswurf wurde laut Federspiel für den heutigen Mittwochabend vorausgesagt – sogar schon am frühen Abend. "Ob das dann tatsächlich so kommt und wie stark der sein wird, ist unklar", sagt der Astrophysiker. Carolin Liefke, stellvertretende Leiterin am Haus der Astronomie in Heidelberg, rechnet dagegen erst in der zweiten Nachthälfte mit Polarlichtern. Die genaue Zeit lasse sich schwer vorhersagen. Das hänge auch davon ab, wie schnell die Teilchen von der Sonne zur Erde unterwegs seien.
Tipps vom Experten
Der Freiburger Experte empfiehlt, die Aktivität online zu beobachten: Auf SpaceWeather.com gibt es eine Karte (Current Auroral Oval): "Je röter, desto mehr ist los", sagt Federspiel. Auch in der Nacht auf Freitag gebe es vielleicht noch eine Möglichkeit, aber wie immer keine Garantie. "Das muss man abwarten, kann es aber auf jeden Fall probieren."
Und worauf sollten Himmelsfans und Fotografen achten? "Man sollte sich einen Ort suchen, an dem es nicht viel Streulicht gibt", sagt Federspiel, "und man muss Richtung Norden gucken." Möglichst weit oben im Schwarzwald stünden die Chancen besonders gut. Und selbst wenn man mit bloßem Auge nichts erkennen könne: "Einfach mal die Kamera an einen nördlichen Himmelsausschnitt halten, 30 Sekunden belichten – vielleicht hat man Glück", so der Astrophysiker. Die Polarlichter seien rötlich, da sie sich in höheren Schichten der Atmosphäre befänden.
Die BZ sucht Fotos, die die Polarlichter über Südbaden zeigen, um sie in einer Online-Bildergalerie zu präsentieren. Bitte schicken Sie Ihre Fotos mit dem Namen des Fotografen oder der Fotografin sowie den Ort der Aufnahme an [email protected].
Gute Wetterprognose
Sollte das Lichtspektakel tatsächlich erneut auftreten, dürfte immerhin das Wetter mitspielen. In der Nacht auf Donnerstag rechne man zum Teil mit Schleierwolkenfeldern in großer Höhe, es dürfte aber auch immer wieder sternenklar werden, sagt ein Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Stuttgart. Es gebe ähnliche Bedingungen wie in der Nacht zu Mittwoch. Für Südbaden sind Federspiel zufolge einige Wolken gemeldet, aber "nicht so, dass man gar nichts mehr sieht".
Zuletzt konnte man in Südbaden das bunte Leuchten, das üblicherweise eher in nördlichen Regionen zu sehen ist, im Mai 2024 gut beobachten. "Die Sonnenaktivität war zuletzt sehr hoch", erklärt Federspiel, "in den kommenden Jahren wird die Wahrscheinlichkeit für Polarlichter abnehmen." Die große Sonnenfleckengruppe werde verschwinden. "Wann die nächste kommt, kann man nicht sagen." Auch der Astrophysiker wird die Gelegenheit noch einmal wahrnehmen – und erst auf den Bildschirm, dann in den Himmel schauen.
Polarlichter entstehen, wenn nach Eruptionen auf der Sonne Wolken aus elektrisch geladenen Teilchen Richtung Erde rasen. Vom schützenden Magnetfeld unseres Planeten werden sie zu den Polen gelenkt. In der oberen Atmosphäre treffen die geladenen Teilchen dann auf Luftmoleküle und regen sie an, Licht auszusenden – zu sehen als bunte, tanzende Lichter am Himmel.
Die Lichtfarben variieren je nach Art des angeregten Gases und Höhe: Sauerstoff kann grünes oder rotes Licht emittieren, Stickstoff oft violette oder blaue Farbtöne. Die Formen der Polarlichter reichen von Vorhängen und Bögen bis hin zu Spiralen, beeinflusst durch die Bewegung des Magnetfeldes. Starke Sonnenstürme können Polarlichter erzeugen, die noch weit südlich der Polarregionen zu sehen sind. (dpa)
- Fotos (Mai 2024): So schön leuchten Polarlichter am Nachthimmel über Südbaden
