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Florida (USA)

Riesenschnecken auf dem Vormarsch

  • Kerry Sheridan (AFP)

  • Fr, 07. August 2015
    Panorama

Die Afrikanische Riesenschnecke ist nach Florida eingewandert. Verzweifelt kämpfen die Behörden gegen die Tiere. Sie fressen nicht nur den Putz von Häusern, sondern können auch Krankheiten übertragen.

Afrikanische Riesenschnecken werden bis zu 18 Zentimeter groß.   | Foto: AFP
Afrikanische Riesenschnecken werden bis zu 18 Zentimeter groß. Foto: AFP
MIAMI. Sie vertilgen enorme Mengen Pflanzen, sind faustgroß und können gefährliche Krankheiten übertragen: eingewanderte Riesenschnecken aus Afrika. Gegen diese kämpft der US-Bundesstaat Florida. Bisher allerdings ohne Erfolg.

Die Schleimspur der Afrikanischen Riesenschnecke zieht sich durch ganz Miami. "Sie sind eine Bedrohung für die Gesundheit von Mensch und Tier und für die Landwirtschaft Floridas", sagt der Sprecher des Landwirtschaftsministeriums, Mark Fagan. Für den Agrarsektor – mit etwa 91 Milliarden Euro Umsatz und Zehntausenden Jobs Floridas zweites Standbein nach dem Tourismus – steht viel auf dem Spiel. Denn die Schnecken fressen 500 verschiedene Pflanzenarten, darunter Erdnüsse und Melonen – und sogar den Putz von den Häusern. "Wir können es nicht zulassen, dass sie hier heimisch werden und sich weiter fortpflanzen", sagt Fagan. Pro Schnecke und Jahr legen die Zwitter bis zu 1200 Eier ab.

Das größte in Florida gefundene Exemplar war 18 Zentimeter lang. Fressen die Schnecken infizierten Rattenkot, können sie einen parasitären Wurm übertragen, der eine seltene Form von Hirnhautentzündung auslöst.

Die Tiere sind zäh: Der Kampf gegen Riesenschnecken in den 60er Jahren in Florida dauerte zehn Jahre. Diesmal versuchten es die Behörden zunächst mit biologischen Schutzmitteln – ohne Erfolg. Erst spezielle Mittel mit Metaldehyd lassen die schleimigen Tiere in 95 bis 100 Prozent der Fällen verenden. Doch kriechen sie sogar auf Bäume, um die chemischen Kügelchen auf dem Boden zu vermeiden, wie Mary Yong Cong vom Landwirtschaftsministerium frustriert berichtet. Zum Überwintern verschwinden sie im Boden. Regelmäßig werden Mitarbeiter mit Handschuhen ausgesandt, um die Biester einzusammeln.

Wie die Schnecken nach Florida kamen, weiß niemand so genau. Manche glauben, sie würden für Rituale der afrokaribischen Volksreligion Santería eingeschmuggelt, andere verweisen auf die Yoruba aus Westafrika, die angeblich zur Heilung bestimmter Gebrechen den Schleim der Weichtiere trinken. Da der Besitz der Art in Florida verboten ist, bleiben Rituale im Verborgenen.

Insgesamt 158 000 Exemplare wurden in den vergangenen vier Jahren eingesammelt. Zuletzt töteten die Schneckenjäger im April eine große Population südlich von Miami. Entwarnung geben sie erst, wenn seit dem letzten Fund lebender Tiere zwei Jahre vergangen sind.

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 07. August 2015: PDF-Version herunterladen

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