Account/Login

Zeitumstellung

Riesige Resonanz auf EU-Umfrage zur Sommerzeit

  • dpa

  • Fr, 17. August 2018, 20:30 Uhr
    Panorama

4,6 Millionen EU-Bürger haben an der Online-Umfrage teilgenommen. Politisch verbindlich ist sie nicht – aber ernst wird sie dennoch genommen.

Zeitumstellung  | Foto: dpa
Zeitumstellung Foto: dpa

BRÜSSEL (dpa). Das Interesse war riesig: Mehrere Millionen Europäer nahmen an einer EU-weiten Online-Umfrage zur Zeitumstellung teil. In der Nacht zum Freitag ist sie zu Ende gegangen. Haben die Bürger in der Diskussion um den Wechsel zwischen Sommer- und Winterzeit das letzte Wort?

Die einen freuen sich über lange Sommerabende, andere klagen über den Eingriff in ihren Biorhythmus. Mindestens zweimal im Jahr kocht die Diskussion um die Zeitumstellung hoch. Die EU-Kommission hat nun die Europäer gefragt, was sie vom Wechsel zwischen Sommer- und Winterzeit halten. Nach rund sechs Wochen lief die Online-Umfrage in der Nacht zum Freitag aus. Sie zeigt, wie stark das Thema mobilisiert: Der EU-Kommission zufolge sind mehr als 4,6 Millionen Antworten eingegangen, die jetzt ausgewertet werden.

Warum gab es diese
Bürger-Konsultation?
Die Zeitumstellung ist schon lange umstritten. Zuletzt machte das Europaparlament Druck. Die Abgeordneten forderten die EU-Kommission im Februar dazu auf, Vor- und Nachteile unter die Lupe zu nehmen – und die Regelung gegebenenfalls abzuschaffen. Aber auch mehrere EU-Länder äußerten Bedenken. Anfang Juli schaltete die EU-Kommission die Online-Befragung frei. EU-Bürger konnten angeben, ob sie künftig ohne Zeitumstellung leben möchten – und wenn ja, ob sie Winter- oder Sommerzeit bevorzugen. Auf Grundlage der Ergebnisse sowie anderer Studien und Meinungen will die Brüsseler Behörde entscheiden, ob sie einen Vorschlag zur Abschaffung der Zeitumstellung vorlegt. Sollte die Zeitumstellung in der EU abgeschafft werden, könnte jedes Land für sich entscheiden, ob es dauerhaft die Sommer- oder Winterzeit haben will.

Warum gibt es die
Zeitumstellung?
Das Tageslicht soll so besser genutzt werden. In Deutschland gab es die Sommerzeit schon mehrfach. Zuletzt wurde sie 1980 wieder eingeführt. Unter dem Eindruck der Ölkrise von 1973 hatte man die Hoffnung, so Energie sparen zu können. Ein weiterer Grund war die Anpassung an die Nachbarländer, die diese Regelung schon hatten. Seit 1996 gibt es eine einheitliche EU-weite Regelung. Seitdem beginnt die Sommerzeit Ende März und hört Ende Oktober auf. In dieser Zeit ist es abends eine Stunde länger hell – ein Plus für jede Gartenparty.

Was erwarten sich Gegner
von einer Abschaffung?
Sie argumentieren, dass tatsächlich keine Energie gespart wird. So schalten die Deutschen laut Umweltbundesamt zwar im Sommer wegen der Zeitumstellung abends seltener das Licht an – im Frühjahr und Herbst wird morgens allerdings mehr geheizt. Mediziner sehen zudem Risiken für die Gesundheit. Empfindsame Menschen könnten Probleme mit dem Hin und Her haben samt Schlafstörungen und Appetitlosigkeit.

Was halten die Deutschen
von der Zeitumstellung?
Nicht viel. 73 Prozent der Befragten sind nach einer repräsentativen Studie des Forsa-Instituts dagegen. In der Umfrage im Auftrag der DAK-Gesundheit gab rund ein Viertel der Befragten im Frühjahr an, schon einmal gesundheitliche Probleme nach dem Wechsel zwischen Winter- und Sommerzeit gehabt zu haben.

Warum ist es in der EU nicht

überall gleich spät?
Unabhängig von der Sommer- und Winterzeit gibt es in der EU drei Zeitzonen. In Deutschland und 16 weiteren Staaten herrscht die gleiche Uhrzeit (MEZ, Mitteleuropäische Zeit); unter ihnen sind die Benelux-Staaten, Österreich, Dänemark, Frankreich, Italien, Polen und Spanien. Acht Länder (Bulgarien, Estland, Finnland, Griechenland, Lettland, Litauen, Rumänien und Zypern) sind eine Stunde voraus (OEZ, Osteuropäische Zeit), drei Staaten eine Stunde zurück (Irland, Portugal und Großbritannien; WEZ, Westeuropäische Zeit). Diese Festlegung der Standardzeit ist nationale Angelegenheit.



Haben die EU-Bürger in Sachen
Zeitumstellung das letzte Wort?

Mitnichten. Die EU-Kommission warnt davor, der jetzigen Umfrage zu viel politische Bedeutung beizumessen oder sie gar als eine Art Referendum zu verstehen. Sie sei nur ein Teil der Bewertung durch die Kommission. Sollte die Behörde unter Berücksichtigung aller Faktoren zu dem Schluss kommen, dass die Zeitumstellung abgeschafft werden sollte, könnte sie allerdings einen entsprechenden Gesetzesvorschlag vorlegen. Dem müssten die EU-Staaten und das Europaparlament dann noch zustimmen.

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 18. August 2018: PDF-Version herunterladen

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel