Straßburgs Altstadt ist mit ihren architektonischen Schichten wie ein offenes Geschichtsbuch. Überbleibsel der Römer sind allerdings schwer zu finden – Archäologin Gertrud Kuhnle hat sie uns gezeigt.
Gertrud Kuhnle steht in der Straßburger Altstadt, schaut in Richtung der Rue des Hallebardes, die mehr Shoppingmeile denn historische Stätte ist. Quer verläuft die Rue du Dôme. Zur Linken verweilt ihr Blick für einen Moment an der Ostseite des Straßburger Münsters. "Das hier ist der Ausgangspunkt des römischen Lagers", sagt die deutsche Archäologin, die seit vielen Jahren in Straßburg lebt und arbeitet.
"An dieser Stelle müssen die Legionäre ihre Groma aufgestellt haben." Gemeint ist damit ein simples, aber praktisches Instrument aus Holz mit Querstreben und Bleiloten, mit dessen Hilfe römische Baumeister rechte Winkel bestimmen konnten. Mit der Groma legten sie die Achsen des Lagers der 8. Legion Augusta fest, die sich an dieser Stelle Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. niederließ. Von Mirebeau-sur-Bèze, nordöstlich von Dijon, war die 8. Legion in das heutige Straßburg verlegt ...