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Moskito

Tigermücke kam in Freiburg gut durch den Winter

Katharina Meyer
  • Do, 19. Mai 2016, 00:00 Uhr
    Südwest

Die im vergangenen Sommer in Freiburg und Heidelberg entdeckten Populationen der Tigermücke sind – als erste in Deutschland nachweislich – erfolgreich über den Winter gekommen.

Tigermoskito  | Foto: B. Pluskota (Kabs/IFD)
Tigermoskito Foto: B. Pluskota (Kabs/IFD)
Die Asiatische Tigermücke passt sich offenbar schneller an das deutsche Klima an als erwartet. Sie konnte in Freiburg und Heidelberg überwintern. Das berichtet der Biologe Artur Jöst vom Institut für Dipterologie, der den Moskito in Süddeutschland bekämpft.

Da der Tigermoskito ein – potenzieller – effektiver Überträger lebensgefährlicher tropischer Viren ist, wird versucht, seine Ansiedlung in Deutschland zu verhindern. Eine im Januar ins Leben gerufene Nationale Expertenkommission zu Stechmücken als Krankheitsüberträgern warnt: Bereits jetzt müsse die Anwesenheit der Tigermücke als potenzielles Risiko für die öffentliche Gesundheit gesehen werden. Populationen, wie sie 2015 in Freiburg und Heidelberg entstanden seien, könnten für den Ausbruch kleinräumiger Epidemien durchaus ausreichend sein, heißt es in einem Konzeptionspapier der Experten vom April.

Die Art ist laut Expertenkommission bereits in 19 südeuropäischen Ländern etabliert – unter anderem in Südfrankreich und Italien. Auch in Schiltigheim bei Straßburg gibt es eine Population.

Die Chancen, dass sich der Tigermoskito (Aedes albopictus) auch in Süddeutschland festsetzt, stehen trotz der Bemühungen offenbar gut. Die Art scheint mit niedrigeren Temperaturen immer besser klarzukommen. So hat sie nicht nur dank des in Freiburg warmen Winters überlebt. Das zeigt ein Versuch, den das in Speyer ansässige Institut für Dipterologie (IFD) in Zusammenarbeit mit der Universität Freiburg unternommen hat. Die Forscher deponierten Tigermoskito-Eier im Hochschwarzwald: auf 820 Meter Höhe, auf einem Feld bei St. Georgen – "und auch dort haben die Eier den Winter gut überstanden", so Artur Jöst. "Die Einwanderer haben sich an die Kälte angepasst", konstatiert der Insektenforscher. Damit schwindet die Hoffnung, dass die Mücken in Deutschland von alleine wieder aussterben, so die Forscher in einer Veröffentlichung zu dem Thema in dem Fachmagazin Parasitology Research.

In der in Freiburg betroffenen Schrebergartenanlage nahe der Messe seien in einem Viertel der untersuchten Regentonnen Larven geschlüpft. Die Bekämpfung ist bereits angelaufen. Das Problem ist, dass über den Sommer regelmäßig weitere Tigermückenexemplare nach Deutschland einwandern: Weibchen fliegen in Italien in Lkw-Kabinen und finden so ihren Weg zu Zielen entlang der A 5. Im Freiburger Fall werden sie ebenfalls per Lkw mit der rollenden Landstraße aus Italien eingeschleppt.

Neben dem Dengue- und Chikungunya-Virus kann auch das Zika-Virus von der Tigermücke übertragen werden. Wegen dessen Ausbreitung in Südamerika durch eine ebenfalls eingewanderte Tigermückenart hat die Weltgesundheitsorganisation den Notstand ausgerufen. Grund zur Beunruhigung gibt es derzeit in Deutschland nicht: Es ist noch keine Krankheitsübertragung durch die Tigermücke bekannt. Denn dafür muss eine Mücke erst einen Virenträger stechen – etwa einen Tropenheimkehrer. Dennoch wird die Gefahr zunehmend ernst genommen: So hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft 2015 und Anfang 2016 zwei deutschlandweite Projekte ins Leben gerufen, um Stechmücken zu überwachen und erforschen. Sie werden mit mehreren Millionen Euro gefördert.

Die kleinen Moskitos sind gut an ihrer schwarz-weißen Zeichnung zu erkennen. Und an ihrem Verhalten: Sie stechen auch im Hellen – und gelten als sehr aggressiv.

Ressort: Südwest

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 19. Mai 2016: PDF-Version herunterladen

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