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  • Sa, 07. Februar 2004
    Zisch

Skispringen ist nichts für Angsthasen. In Menzenschwand üben bereits Zehnjährige den großen Sprung.

Am weitesten kann man von einer Schanze in Slowenien springen. Sagenhafte 231 Meter ist dort im vergangenen Jahr ein finnischer Skispringer weit geflogen und hat damit einen neuen Weltrekord aufgestellt. Dass ein Mensch, ohne sich Flügel anzulegen, fliegen kann wie ein Vogel, macht vor allem die Geschwindigkeit möglich. So schnell wie Mama und Papa auf der Autobahn sind erwachsene Skispringer beim Abflug von einer Schanze. Ist der Wind günstig, trägt er ihn wie auf einem Polster schräg am Berg entlang nach unten. Aufsprung, Jubel! Was gar nicht so schwer klingt, ist allerdings ganz schön harte Arbeit. Auch für Skispringen gilt: früh übt sich. Das beste Alter für die ersten Sprünge ist mit zehn oder elf, rät Benno Kaiser. Der ist total nett und er mag junge Leute. Herr Kaiser trainiert in Menzenschwand im Schwarzwald die Nachwuchsspringer aus der nahen Umgebung, und Jungs, die gute Skispringer werden wollen, die gibt's genug. Julian (12) hat schon mit neun Jahren angefangen, inzwischen darf er sogar zu weit entfernten Wettkämpfen mitfahren. Ob er denn keine Angst gehabt hat beim ersten Sprung? "Nein. Nur Bauchkribbeln", erinnert er sich. "Es ist wie im Schwimmbad, wenn du vom Fünfer oder Zehner springst." Jeder, der sich so etwas schon getraut hat, weiß: danach ist es nur noch halb so schlimm. Trainer Kaiser sagt aber auch, dass schon ein bisschen Mut mitbringen sollte, wer Skispringen lernen möchte: "Für Angsthasen ist dieser Sport nichts." Du solltest "nicht zu wild, aber trotzdem ein bisschen frech sein. Und beweglich muss man sein. Wer zu steif ist, bekommt kein richtiges Fluggefühl", sagt der Trainer. Für das Skispringen gilt also noch mehr als für andere Sportarten: locker bleiben. Wenn du das erste Mal ganz oben auf einer Schanze stehst und der Puls ganz doll bubbert, "dann springst du am besten ein paar Mal in der Hocke runter.

So bekommst du mehr Sicherheit und wirst von ganz alleine mutiger". Der Trainer gibt dir jedes Mal noch ein paar Korrekturen mit auf den Weg nach oben. So wirst du immer ein bisschen besser. Schnell traust du dir von ganz alleine mehr zu.

Bei Herrn Kaiser in Menzenschwand trainieren die Jungs dreimal in der Woche und für das Üben gibt es zwei Schanzen. Die sind 15 und 30 Meter lang. Und so weit fliegst du dann auch, wenn du einen guten Sprung hinkriegst. Der Absprung ist dabei wichtig. Er sollte möglichst kräftig und gleichmäßig erfolgen und die anschließende Flughaltung sollte aerodynamisch sein. Das heißt: So fliegen, dass der Wind dich nicht abbremst. Stell dir vor: Ein flacher Sportwagen zischt auch nur so durch. Ein sperriger Lkw wird dagegen vom Wind ganz schön gebremst.

Eine günstige Flughaltung ist zum Beispiel die Bananenform, bei der man die Arme anlegt und den Körper in der Hüfte leicht abknickt. Und wie wir schon wissen: Du kannst den Wind für dich nutzen, um weit ins Tal zu fliegen. "Es ist ein Gefühl, als ob dich jemand hochhebt", erzählt Benedikt (14), der schon mal 90 Meter weit geflogen ist. Wer es einmal so weit ins Tal geschafft hat, kann es aber auch schon wirklich sehr gut.

Und übrigens: Wer glaubt, Skispringen sei nur etwas für Jungs, der irrt: Auch Mädchen sind bei Herrn Kaiser natürlich herzlich willkommen!

Uwe Rogowski

Ressort: Zisch

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 07. Februar 2004: PDF-Version herunterladen

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