Account/Login

Oberweier und Oberschopfheim

Umstrittene Vergrämungsaktion findet am Samstag statt

Hannah Fedricks Zelaya

Von

Fr, 05. Juni 2020 um 19:45 Uhr

Friesenheim

Bei der Aktion werden zwischen fünf und zehn Uhr morgens mit Schreckschusspistolen Schüsse abgegeben. Tierschützer sehen die Aktion gegen Krähen und Tauben kritisch.

Krähen können auf den Feldern ordentlichen Schaden anrichten.  | Foto: Sina Schuldt (dpa)
Krähen können auf den Feldern ordentlichen Schaden anrichten. Foto: Sina Schuldt (dpa)
Am heutigen Samstag finden auf den Feldern rund um Oberweier und Oberschopfheim sogenannte Vergrämungen statt. Zwischen fünf und zehn Uhr morgens werden dabei Schüsse mit Schreckschusspistolen abgegeben, die Krähen und Tauben von den Feldern fernhalten sollen. Die Vergrämung ist vom Landratsamt genehmigt worden. Tierschützer sehen die Aktion kritisch.

Grund für das Vorgehen sind laut Landratsamt anhaltend hohe Schäden von den Landwirten bei Soja und Mais sowie Kirschenanlagen. Martin Spirgatis, Vorsitzender des Lahrer Tierschutzvereins, kann das Interesse der Landwirte nachvollziehen, ihre Erträge zu sichern. "Und es ist uns auch lieber, wenn mit nicht letalen Methoden vorgegangen wird, statt mit Flinte oder Gift." Das Problem sei allerdings, dass die Vergrämung nicht selektiv sei, sondern die gesamte Tierwelt betreffe.

Tierschutz kritisiert Zeitpunkt der Vergrämung

Besonders der Zeitpunkt der Vergrämung, zur Hochphase der Brutzeit sei problematisch und für Spirgatis nicht ganz nachvollziehbar. "Insbesondere Bodenbrüter wie der Kiebitz, der gerne in Maisfeldern sein Nest anlegt, sind durch solche Maßnahmen massiv gefährdet", schreibt Spirgatis in einer Stellungnahme. Kritisch für die Landwirte sei außerdem die Zeit von der Aussaat bis die Pflanzen eine Höhe von rund zehn Zentimeter erreicht hätten. "Wenn ich aktuell in die Felder schaue, dann haben wir diesen Punkt aber bereits deutlich überschritten", so Spirgatis.

Das Landratsamt bestätigt, dass eine Vergrämung die Tiere nicht dauerhaft, sondern für den genannten Zeitraum von den Feldern fernhalten soll. Auch, dass inzwischen fast alle Soja- und Maisbestände bereits über dieses Stadium hinweg seien, bejaht das Amt. Trotzdem gebe es noch wenige Bestände, die aktuell für Vögel attraktiv seien, weil sie erst sehr spät gesät worden seien.

Waffenschein und Co.:Vergrämungen verlangen einige Erlaubnisse

Zur Häufigkeit der Vergrämungen in der Region kann das Landratsamt keine genauen Zahlen nennen. Voraussetzung dafür sei eine Kombination mehrerer Erlaubnisse: ein Kleiner Waffenschein, ein Munitionserwerbsschein für Pyro-Knallpatronen sowie eine Schießerlaubnis. Außerdem müsse sich der Antragsteller von der Gemeinde bestätigen lassen, dass er Reben, Obst oder Gemüse im Voll- oder Nebenerwerb anbaut. Am eindeutigsten für eine Einschätzung der Häufigkeit von Vergrämungen sei daher die Anzahl der Munitionserwerbsscheine. 2019 wurden davon in der Ortenau zehn, 2018 zwanzig erteilt. In der Regel führe der Landwirt, wenn er diese Erlaubnisse erhalten habe, die Vergrämung dann selbst aus.

Ressort: Friesenheim

  • Zum Artikel aus der gedruckten BZ vom Sa, 06. Juni 2020:
  • Zeitungsartikel im Zeitungslayout: PDF-Version herunterladen

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel