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Unter dem Radar

  • wesch

  • Do, 26. Oktober 2017
    Kino

DRAMA: "Die Unsichtbaren".

Max Mauff   | Foto: hartwig/tobis
Max Mauff Foto: hartwig/tobis
1943 wurde Berlin offiziell für "judenrein" erklärt. Wer nicht längst sein Heil in der Flucht gesucht hatte, war deportiert worden. Aber es gab auch einige, meist junge Juden, die ihrer Heimatstadt nicht den Rücken kehren wollten. Sie mussten sich den Verfolgern gegenüber unsichtbar machen. Wie Cioma Schönhaus (Max Mauff): Als er Abschied von seinen Eltern nimmt, ahnt er, dass es für immer ist. Während es dem einfallsreichen jungen Mann gelungen ist, zurückgestellt zu werden, werden Mutter und Vater "nach Osten evakuiert". Cioma verkauft die Habe der Familie und übernachtet täglich in einem anderen Haus, das er über die zentrale Zimmervermittlung ausfindig macht.

Schließlich trifft er auf eine Vermieterin, die sein Problem erkennt und ihren neuen Mitbewohner nicht offiziell meldet. Andere Leidensgenossen wählen andere Überlebensstrategien. Aber immer müssen sie sich irgendwann Fremden offenbaren. Und überraschend häufig treffen sie dabei auf Menschen, die ihr Gewissen nicht über Bord geworfen haben.

Etwa 7 000 Juden gingen in Berlin bis 1945 in den Untergrund, davon überlebten nur 1500. Die anderen wurden entdeckt, verraten oder starben, weil ihnen bei Bombenangriffen die Schutzeinrichtungen verwehrt blieben. Die Überlebenden fanden rettende Engel, deutsche Normalbürger meist, aber auch hohe Staatsbeamte und selbst Wehrmachtsoffiziere. Die Versteckten begnügten sich häufig nicht damit, unter dem Radar zu bleiben. Oft leisteten sie auch aktiven Widerstand.

Regisseur Claus Räfle montiert Interviews, Originalaufnahmen und nachgespielte Szenen zu einem beeindruckenden Dokudrama. Alle vier Protagonisten haben reale Vorbilder, die zu Wort kommen und in eine Zeit zurückreisen, in der sie in permanenter Todesangst lebten. Manchmal war es einfach nur Glück, dass sie den Häschern entkamen. Ohne die Alltagshelden aber hätte keiner überlebt. Ihnen ist dieser inspirierende Film gewidmet. (Läuft in Freiburg, ab 12)

Ressort: Kino

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 26. Oktober 2017: PDF-Version herunterladen

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