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Esa-Sonde

Unterirdischer See: Forscher finden flüssiges Wasser auf dem Mars

  • dpa

  • Mi, 25. Juli 2018, 16:46 Uhr
    Panorama

Er liegt kilometertief unter dem Eis des Mars-Südpols: ein unterirdischer See. Mithilfe einer Esa-Sonde haben Forscher das Gewässer entdeckt. Ob es dort Leben geben kann, ist unklar.

Der Mars, in Wolken gehüllt. Foto: dpa
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Forscher haben nach eigenen Angaben erstmals einen See aus flüssigem Wasser auf dem Mars gefunden. Der rund 20 Kilometer breite See liegt demnach rund 1,5 Kilometer unter dem Eis des Mars-Südpols. Das berichtet ein Team um Roberto Orosei vom italienischen Nationalen Institut für Astrophysik in Bologna im US-Fachblatt "Science".

Keine Anzeichen für Leben

Flüssiges Wasser ist eine Grundvoraussetzung für Leben, wie wir es kennen. Anzeichen für Leben in dem Marssee lassen sich aus den Radarbeobachtungen mit der Raumsonde Mars Express der europäischen Raumfahrtagentur Esa allerdings nicht ablesen.

Die Beobachtung beende eine jahrzehntelange Debatte über die Existenz von flüssigem Wasser auf dem Mars, betont die Amerikanische Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften (AAAS), Herausgeberin von Science. Ausgetrocknete Flussläufe und Sedimente zeigen, dass es auf dem Roten Planeten vor Jahrmilliarden flüssiges Wasser gegeben haben muss. Damals war das Klima dort wärmer und die Marsatmosphäre dichter als heute. Sogar ein Ozean könnte weite Teile des jungen Mars einst bedeckt haben. Seit Jahrzehnten fahnden Forscher nach flüssigem Wasser auf unserem Nachbarplaneten. Heute existiert Wasser auf dem Mars jedoch vor allem als Eis in den Polkappen. In der dünnen Marsluft findet sich ein geringer Wasserdampfanteil.

Dauerhaft kann flüssiges Wasser an der Oberfläche nicht existieren

In den vergangenen Jahren haben Wissenschaftler verschiedene Spuren flüssigen Wassers auf dem Mars entdeckt. So haben sich auf dem Phoenix-Landemodul der US-Raumfahrtbehörde Nasa Wasserstropfen niedergeschlagen, an manchen Steilhängen des Roten Planeten zeigen sich jahreszeitabhängige Fließstrukturen, die von tauendem Wassereis stammen könnten. Zudem gibt es Hinweise, dass sich in einer dünnen Schicht unter der Marsoberfläche mancherorts regelmäßig, aber kurzzeitig, flüssiges Wasser bilden könnte – in winzigsten Mengen.

Dauerhaft kann flüssiges Wasser an der Marsoberfläche nicht existieren. Seit mehr als 30 Jahren vermuten Forscher jedoch, dass es unter dem Eis der Polkappen Taschen mit flüssigem Wasser geben könnte – ähnlich den unterirdischen Seen der Antarktis und Grönlands auf der Erde. Die Mars-Express-Radardaten bestätigen nun diese Vermutung. Mit der Sonde der europäischen Raumfahrtagentur Esa haben die Forscher um Orosei Teile der Südpolregion Planum Australe auf dem Roten Planeten abgesucht. Dort stießen sie auf eine deutlich abgegrenzte Region mit denselben Radarsignaturen, wie sie versteckte Seen unter dem Eis irdischer Polarregionen erzeugen.

Unter der Antarktis leben Mikroben unter ähnlichen Bedingungen – auf dem Mars auch?

Ob es in dem unterirdischen Gletschersee auf dem Mars überhaupt Leben geben kann, ist unklar. Als andere Forscher auf der Erde den unterirdischen Lake Whillans in der Antarktis angebohrt haben, stießen sie auf zahlreiche Mikroben in der ewigen Finsternis. Allerdings ist der Lake Whillans kein abgeschlossenes Ökosystem, sein Wasser tauscht sich über einen unterirdischen Fluss regelmäßig aus. Zudem ist es am Mars-Südpol deutlich kälter als in der irdischen Antarktis.

Die Temperatur des jetzt entdeckten unterirdischen Sees schätzen die Forscher auf minus 68 Grad Celsius. Um bei dieser frostigen Kälte flüssig zu bleiben, muss der unterirdische See voller Salze sein, die den Gefrierpunkt erheblich herabsetzen können. Magnesium-, Kalzium- und Natriumsalze sind auf dem Mars weit verbreitet. Es sei daher plausibel, dass diese auch in dem unterirdischen See vorkommen, argumentieren die Forscher um Orosei. Der nötige Salzgehalt macht es für mögliches Leben nicht gerade einfacher, allerdings sind von Erde Mikroorganismen bekannt, die auch bei hoher Salzkonzentration überleben.

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 26. Juli 2018: PDF-Version herunterladen

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