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UNTERM STRICH: Knöllchen für den Roboter

Michael Saurer
  • Mi, 13. April 2022
    Unterm Strich

Zwei Polizisten und ihre Hilflosigkeit bei einer Verkehrskontrolle / Von Michael Saurer.

Der lange Arm des Gesetzes greift immer verzögert zu. Bei neuen Erfindungen, neuen Gerätschaften, neuen Arten der Fortbewegung etwa herrscht zunächst einmal Anarchie. Jedenfalls solange bis die Juristen in den zuständigen Behörden und Ministerien das ganze Konvolut aus Gesetzen und Verordnungen rechtssicher eingetütet haben. Die erste Straßenverkehrsordnung etwa stammt aus dem Jahr 1934. Davor gab es nur länderspezifische Verordnungen und auch die – Beispiel Preußen – traten erst Anfang der 1900er Jahre in Kraft. Davor herrschte Wildwest auf deutschen Straßen und für Fahrer von Pferdekutschen gab es ohnehin weder Tempoverstöße noch Parkverbote.

Insofern kann man die Hilflosigkeit der Polizisten in San Francisco angesichts der neuen Technologie verstehen. Auf einem im Internet kursierenden Video ist zu sehen, dass die beiden Beamten ein Taxi kontrollieren wollen, weil dessen Frontlichter nicht eingeschaltet sind. Dummerweise nur sitzt dort niemand am Steuer. Ein Polizist leuchtet mit seiner Taschenlampe hinein, schaut auf den Rücksitz, guckt, ob sich jemand ganz klein gemacht und versteckt hat. Aber nichts. Nicht einmal die Tür lässt sich öffnen.

All das verwundert nicht, denn das Taxi gehört der Flotte des Anbieters Cruise, und der darf selbstfahrende Robotertaxis in einem Pilotprojekt einsetzen.

Doch wem kann man dann auf den Verstoß hinweisen? Und wem das Knöllchen in die Hand drücken? Die beiden Polizisten schauen ratlos. Dann entfernen sie sich, um telefonisch um Rat zu fragen. Das wiederum scheint das Taxi als Zeichen zu werten, dass es jetzt wieder losfahren kann. Die Polizisten düsen hinterher und die Chose beginnt von vorne.

An der Geschichte lernt man zweierlei: Zum einen scheinen die Entwickler an der Kommunikation zwischen Mensch und Roboter noch feilen zu müssen. Zum anderen sollten die Gesetzeshüter sich überlegen, wie sie bei einer solchen Kontrolle vorgehen. Immerhin: Einen Führerschein brauchen sie nicht einfordern.

Ressort: Unterm Strich

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