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UNTERM STRICH: Werbeverbot für Nudelmessen

Sophia Hesser
  • Do, 03. August 2017
    Kolumnen

Was passieren kann, wenn man Spaghetti zu sehr anbetet / Von Sophia Hesser.

  | Foto: Patrick Pleul
Foto: Patrick Pleul
Manche vergöttern Wiener Schnitzel. Andere lieben Hirschgulasch abgöttisch. Manch einer lobt Pizza in den Himmel, andere halten sogar Tofuwürstchen für göttlich. Einige Frühaufsteher kauen morgens meditativ auf dem Nutellabrot herum – nichts anderes gibt ihnen so viel Kraft. Die Lieblingsspeise ist immer für ihren Verehrer da. Dieser Glaube hilft ihm durch den Tag, sogar durch schreckliche Wochen des Fastens, von Ungläubigen manchmal auch Diät genannt.

Eine Truppe hat aus Liebe zur italienischen Nudel in den USA sogar die Kirche des fliegenden Spaghettimonsters gegründet, von Brandenburg aus verbreitet das deutsche Pendant die Idee. Okay, der Verein hat neben den kulinarischen durchaus tieferliegende Beweggründe. Sie sehen "jede Art dogmatischen Glaubens als die gesellschaftliche Entwicklung hemmend" an. Der Nudelkult ist Satire. Durch ihn wollen die Anhänger wissenschaftliche Weltanschauungen fördern. Ein Weg ist dabei etwa das Beten des Monsterunser: "Unser täglich Pasta gib uns heute und vergib uns unsere Reiskugeln wie auch wir vergeben den Kartoffelessern."

Nun ging es jüngst vor das weltliche Gericht. Grund: Die Pastafari – so nennen sie sich – stellten Schilder am Ortseingang von Templin in Brandenburg auf, die zu Nudelmessen einladen sollten. So, wie es die anderen Kirchen im Ort eben auch machen. Das Land war dagegen.

Nach jahrelangem Hin und Her entschied nun das brandenburgische Oberlandesgericht: Der Verein vertrete "kein umfassend auf die Welt bezogenes Gedankensystem im Sinne einer Weltanschauung" und sei somit nicht den Kirchen gleichgestellt. Ober-Pastafari Rüdiger Weida will weiterkämpfen, wenn nötig bis vor den Europäischen Gerichtshof.

Alles für die göttlichen Spaghetti!

Ressort: Kolumnen

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