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Unterm Strich

US-Fluglinie United Airlines lässt einen Passagier gewaltsam aus dem Flieger zerren

Frauke Wolter

Von

Mi, 12. April 2017

Kolumnen

US-Fluglinie lässt einen Passagier gewaltsam aus dem Flieger zerren / Von Frauke Wolter.

Wer fliegt, muss oft Unbill aushalten: Der Raum für die Beine wird immer knapper, das Essen ist häufig lauwarm oder matschig und garantiert "Chicken or Pasta?" (Und Huhn ist aus, bevor die Stewardess vorbeikommt!) Auf manchen Flügen muss man sogar selbst für eine wärmende Decke bezahlen. Das größte Übel aber ist die Überbuchung. Wer dringend einen bestimmten Flieger nehmen muss, kann da nämlich sein blaues Wunder erleben.

So wurde jetzt ein Arzt, der mit der US-Fluggesellschaft United Airlines von Chicago nach Louisville fliegen wollte, gewaltsam aus dem Flugzeug entfernt. "Oh my God!", rufen mehrere Passagiere entsetzt, als das Sicherheitspersonal den schreienden Mann über den Kabinenboden Richtung Tür zerrt. Doch hier wurde kein Verbrecher überwältigt – der Mann, der per Zufall vom Computer ausgewählt worden war, hatte sich schlicht geweigert, seinen Flug zu verschieben.

Das Video wurde bereits millionenfach geklickt, das Netz tobt, und United gibt sich zerknirscht. Ehrlich ist das nicht: Denn wie viele andere Airlines geht sie davon aus, dass manche Passagiere zwar buchen, aber nicht erscheinen. Das hat dazu geführt, dass im vergangenen Jahr fast eine halbe Million Fluggäste innerhalb der USA zurückblieben. Versöhnt werden sie mit Hotel- und Essensgutscheinen. United bot 800 Dollar Prämie.

Dass es auch ohne Herauswurf geht beweist eine griechische Airline. Weil der Flug in Ioannina ausfiel, ging es mit dem Taxi quer durchs Land nach Thessaloniki; von dort aus, hieß es, könnte ich nach Frankfurt fliegen. In Thessaloniki wusste man nichts von der Buchung, das Flugzeug war voll, Chaos am Schalter, es war Weihnachten, ich musste nach Hause. Und da war ein Paar mit einer Sechsjährigen, das auch nach Frankfurt wollte. Die Eltern nahmen ihr Kind kurzerhand auf den Schoß und überließen mir deren Sitz. Die Fluglinie hatte keine Sicherheitsbedenken. Geht natürlich gar nicht. Ich bin trotzdem geflogen – und habe das griechische Paar bis heute nicht vergessen.

Ressort: Kolumnen

  • Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der BZ vom Mi, 12. April 2017:
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