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"Verfolgungsjagden habe ich schon sehr oft erlebt"

  • Jerémy Kühnel und Tim Schüler, Klasse 4, Rappoltsteiner Grundschule (Eschbach)

  • Fr, 27. März 2020
    Zisch-Texte

ZISCH-INTERVIEW mit dem Polizisten Philipp Reinke über seine Aufgaben als Jugendsachbearbeiter und seinen schlimmsten Einsatz.

Tim Schüler (l.) und Jérémy Kühnel besuchten den Polizisten Philipp Reinke.  | Foto: Privat
Tim Schüler (l.) und Jérémy Kühnel besuchten den Polizisten Philipp Reinke. Foto: Privat

Da wir unseren Nachbarn schon oft in Uniform und in einem Streifenwagen gesehen haben, weckte es in uns, den beiden Zisch-Reportern Jerémy Kühnel und Tim Schüler aus der Klasse 4 der Rappoltsteiner Grundschule in Eschbach, die Neugier, mehr über seinen Beruf zu erfahren. Philipp Reinke arbeitet als Polizeibeamter auf der Bad Krozinger Dienstelle. Dieser Beruf ist stressig, emotional, abwechselnd, aber er kann auch gefährlich sein. Darüber wollten wir mehr erfahren.

Zisch: Hallo Herr Reinke. Seit wann arbeiten Sie in diesem Beruf?
Reinke: Ich arbeite seit 29 Jahren als Polizist.
Zisch: In welcher Position arbeiten Sie?
Reinke: Ich bin mittlerweile Jugendsachbearbeiter und helfe Kindern bis 21 Jahren, die zum Beispiel Probleme mit ihren Elternhaben oder etwas angestellt haben.
Zisch: Wollten Sie schon immer diesen Beruf ausüben?
Reinke: Ja, das war immer schon mein Wunsch.
Zisch: Braucht man, um bei der Polizei zu arbeiten, einen bestimmten Schulabschluss?
Reinke: Grundvoraussetzung ist ein guter Realschulabschluss bis 3,0. Aber um überhaupt diesen Beruf lernen zu können, muss man erst noch eine Einstellungsprüfung bestehen. Je nach Schulabschluss steigt man in eine unterschiedliche Laufbahn bei der Polizei ein. Das kann man an der Farbe der Sterne, die auf der Schulter der Uniform angebracht sind, erkennen. Um Silbersterne zu bekommen braucht man einen Hochschulabschluss, für blaue Sterne einen guten Realschulabschluss.
Zisch: Wie sieht Ihr Arbeitstag normalerweise aus?
Reinke: Morgens unterrichte ich meistens an Schulen und nachmittags bearbeite ich meine Termine. Diese sind zum Beispiel Vernehmungen, Probleme in Familien oder mit Jugendlichen. Oft kommen noch kurzfristige Einsätze dazu. Nachts arbeite ich eher selten. Nur bei besonderen Veranstaltungen wie dem Lichterfest in Bad Krozingen.
Zisch: Sind Sie schon einmal mit Blaulicht gefahren?
Reinke: Früher, in meiner Zeit als Streifenpolizist, bin ich öfter mit Blaulicht gefahren. In meiner jetzigen Position kommt es nicht mehr so oft vor.
Zisch: Gab es schon mal einen Angriff mit Schüssen, bei dem Sie Angst hatten?
Reinke: Nein. In der heutigen Zeit sind die Angriffe eher mit Messern, da man an diese leichter als Waffe herankommt. Aber bei Einsätzen in der Nacht, wie zum Beispiel bei einem Einbruch, ist es schon ein wenig unheimlich.
Zisch: Haben Sie immer eine Pistole dabei?
Reinke: Ja, immer. Selbst in den Schulen und auch beim Sport, da ich jederzeit zu einem Einsatz gerufen werden kann.
Zisch: Was war der emotionalste und schwierigste Moment in Ihrer Karriere?
Reinke: Das war ein Verkehrsunfall zwischen Staufen und Münstertal, bei dem ein Kind gestorben ist. Allgemein sind Unfälle mit Kindern für mich sehr emotional, da ich selbst Kinder habe.
Zisch: Gab es Situationen, in denen Sie am liebsten kein Polizist gewesen wären?
Reinke: Nein. Klar gibt es Tage, an denen der Beruf Polizist weniger Spaß macht als an anderen Tagen. Aber trotzdem will ich immer ein Polizist sein.
Zisch: Wie gefährlich ist der Beruf im Gegensatz zu früher geworden?
Reinke: Er ist allgemein nicht gefährlicher geworden. Nur die Medien berichten mehr als früher.
Zisch: Was macht Ihnen an diesem Beruf am meisten Spaß?
Reinke: Am meisten macht es mir Spaß, Leuten zu helfen und für andere zu sorgen. Ich bin gerne Polizist.
Zisch: Mussten Sie schon mal eine Verfolgungsjagd machen?
Reinke: Ja, schon sehr oft. Vor allem vor meiner Zeit als Jugendsachbearbeiter.
Zisch: Was machen Sie mit jugendlichen Straftätern?
Reinke: Jugendliche ohne Einsehen bringe ich zum Gericht und der Richter entscheidet, was mit ihnen passiert. Für Jugendliche, die ihre Fehler einsehen, setze ich mich ein und helfe ihnen, dass die Strafe milder ausfällt.

Ressort: Zisch-Texte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 27. März 2020: PDF-Version herunterladen

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