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"Viel Freude an der Erkenntnis"

  • Do, 30. April 2015
    Schülertexte

ZISCHUP-INTERVIEW mit Ralf Erens, Leiter des Freiburg-Seminars.

Zusammen Wissen zu erforschen, kann Spaß machen.   | Foto: dpa
Zusammen Wissen zu erforschen, kann Spaß machen. Foto: dpa

Im Freiburg-Seminar für Mathematik und Naturwissenschaft können Schüler noch mehr als in der Schule lernen. Dort werden AGs, Exkursionen und Vorträge angeboten. Ralf Erens leitet das Freiburg-Seminar. Clarissa Schmal und Carl Guttmann, Schüler der Klasse 9a des Kepler-Gymnasiums Freiburg, haben ihn interviewt. Beide gehen auch ins Freiburg-Seminar.

Zischup: Wie lange leiten Sie schon das Freiburg-Seminar?
Erens: Ich bin in der Leitung seit 2003 dabei. Das Freiburg-Seminar gibt es seit 1990, also seit 25 Jahren. Allerdings bin ich nicht alleine in der Leitung, das wäre für mich auch gar nicht zu stemmen. Wir haben ja mittlerweile 236 Schüler und Schülerinnen im Freiburg-Seminar, dazu kommt noch das Schülerstudium, und die Aufgaben sind in den letzten Jahren auch noch wesentlich vielfältiger geworden. Das liegt daran, dass wir versuchen, das Freiburg- Seminar weiter zu entwickeln, um wiederum eine entsprechende individuelle Förderung zu ermöglichen. Deshalb bin ich nicht alleine in der Leitung des Freiburg-Seminares, sondern wir haben ein Leitungsteam, das jetzt allerdings eine kleine Änderung erfährt. Ich bleibe in der Leitung und Markus Eppinger wird mich in Zukunft unterstützen.

Zischup: Wie haben Sie vom Freiburg-Seminar erfahren und wie kamen Sie auf die Idee, auch Leiter des Freiburg-Seminares zu werden?
Erens: Vom Freiburg-Seminar habe ich an meiner Schule erfahren, eben dass es eine tolle Möglichkeit für Schülerinnen und Schüler ist, die mathematischen und naturwissenschaftlichen Inhalten über den Schulstoff hinausgehend auf den Grund gehen und diese verstehen wollen. Und dann wurde die Idee an mich herangetragen, auch in der Seminarleitung aktiv zu werden, und ich habe spontan ja gesagt.

Zischup: Was sind Ihre Aufgaben als Lehrer des Freiburg-Seminars?
Erens: Als Lehrer gehörten zu meinen Aufgaben natürlich die Leitung der AG und die Auswahl der Inhalte. Das ist ja auch ein Merkmal des Freiburg-Seminars, dass wir beispielsweise in der Mathematik Inhalte behandeln, die über den Schulstoff hinausgehen. Da gibt es vielfältige Themen. Diese teilweise abstrakten mathematischen Inhalte, die für die Schule überhaupt nicht geeignet sind, müssen dann so aufbereitet werden, dass man damit gemeinsam Mathematik erkundet und versucht, die Zusammenhänge zu verstehen.

Zischup: Gibt es spezielle Aufnahmekriterien für Freiburg-Seminar-Lehrer? Wenn ja, welche?
Erens: Wir haben natürlich immer alle Augen und Ohren offen. Freiburg-Seminar-Lehrer sind besonders engagierte Lehrer und Lehrerinnen, die an der Schule durch ihren persönlichen Einsatz auffallen. Leider sind die Schulen oft nicht ganz so begeistert, wenn wir an die Türen klopfen und sagen, wir hätten den Kollegen gerne für das Freiburg-Seminar, denn das heißt ja, dass der- oder diejenige dann einen Anteil seines Stundenkontingents am Freiburg-Seminar unterrichtet und nicht an mehr an seiner Schule. Das sind zwar nur wenige Stunden, aber für jeden Schulleiter kostet es ein bisschen Überwindung, den Kollegen frei zu geben. Aber das kriegen wir eigentlich ganz gut hin. Wir führen dann mit den Kollegen ein Vorgespräch, in dem sie sich vorstellen können, und wir schauen dann, wie das in unser Seminarprogramm reinpasst, da wir ja bestrebt sind, eine gute Mischung zwischen Mathematik und den Naturwissenschaften Physik, Chemie, Biologie und Informatik, aber auch anderen AGs wie zum Beispiel der Technik-AG und der Geowissenschaften-AG, hinzubekommen.

Zischup: Was war Ihr tollstes oder spannendstes Erlebnis im Rahmen des Freiburg-Seminars?
Erens: Oh, da habe ich aber viele Anekdoten. In der Mathematik AG fand ich besonders spannend das Jahr, in dem wir uns nur mit Knoten beschäftigt haben. Knoten kennt ja jeder aus dem täglichen Leben, aber wie sehen mathematische Beschreibungen von Knoten aus? Kann man das überhaupt beschreiben? Ja, kann man. Kann man das überhaupt mit so richtiger Mathematik beschreiben? Ja. In der Schule hört man da ja nie etwas drüber, aber das fand ich einfach ein super spannendes Thema. Und dann hat sich das im Laufe des Schuljahres in der Gruppe, in der wir das gemacht haben, so toll ergeben, dass wir richtig weit gekommen sind. Wir konnten im Grunde Forschungsergebnisse aus der Mathematikfachwissenschaft, die erst in den letzten 20 bis 30 Jahren herausgefunden wurden, verstehen. Das war ein absolut spannendes Jahr. Tolle Momente sind für mich auch immer leuchtende Augen von Schülerinnen und Schülern bei Exkursionen, Vorträgen oder in den AGs. Die zeigen Freude an der Erkenntnis, die sie bei uns geboten bekommen.

Zischup: Was motiviert Sie, weiter die Leitung des Freiburg-Seminars zu übernehmen?
Erens: Das ist einfach die Grundüberzeugung, dass eben motivierte Schülerinnen und Schüler insbesondere in den MINT-Fächern gefördert werden müssen. Das ist eine ganz wichtige Aufgabe mit den bescheidenen, uns zur Verfügung stehenden Mitteln. So versuchen wir, eine große Anzahl von Schülerinnen und Schülern in Freiburg zu fördern. Freiburg ist schließlich eine Wissenschaftsstadt, aber da fangen wir doch bitte nicht erst an der Universität an.


Zischup: Lernen Sie bei diversen Vorträgen und Exkursionen auch noch Dinge dazu?
Erens: Ja, natürlich, jede Menge und ich verstehe auch nicht immer alles bei den Vorträgen. Da kann ich euch wirklich beruhigen, denn bei den Vorträgen kommen ja Spezialisten aus ihren Fachgebieten und die wissen natürlich viel, viel mehr.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 30. April 2015: PDF-Version herunterladen

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