Elsa und Claude Dubus haben zuletzt in Unterkirnach gelebt, ohne Kontakt zum Rest der Familie. Dann haben sie noch einmal einen Neuanfang gewagt. In Ungarn, am Balaton.
An ihrem ersten ungarischen Morgen, gleich als sie aufwachten, sind sie im Schlafanzug auf den Balkon. Die Luft war klar, es duftete nach Blumen und Gras und die Vögel sangen in A-Dur. Sie sahen die beiden Kirchtürme zwischen den terrassierten Weinbergen so weit in den Himmel ragen, dass der Herrgott beinahe nach ihnen greifen konnte. Und ganz hinten am Horizont in zarten silbrigen Farben lag der See wie ein großes Versprechen. Da haben Elsa und Claude Dubus gewusst, dass sie alles richtig gemacht hatten. Dass sie geführt worden waren und das Leid der letzten Jahre nun Vergangenheit. Dass sie angekommen sind.
Ihre neue Heimat liegt 1000 Kilometer von der alten entfernt. Lovas, an der Nordseite des Plattensees, des Balaton. Sanfte Hügel, 360 Einwohner, zwei Kneipen, ein Lebensmittelladen. Ein Ort mit dem gewissen Nichts. Und doch hat er alles, wonach sie sich sehnen: Es gibt Menschen, die sie umsorgen. Die für sie kochen, ihre Zimmer putzen, eine Art Familienersatz. Ihr Sohn ist vor vier Jahren gestorben. Ihr Mann hat noch einen Sohn aus erster Ehe, zu dem es keinen Kontakt mehr gibt; sie eine Schwester, mit der sie sich wegen einer dummen ...