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Von den Narren lernen

Gina Kutkat
  • Sa, 18. Februar 2012
    Neues für Kinder

In der Fasnetschule in Elzach werden Viertklässler in die Bräuche der Schuttig eingeweiht.

Rote Zotteln oder gepunkteter Sackleinen: Die Schuttig tragen verschiedene Häs.   | Foto: dpa/Janos RUF
Rote Zotteln oder gepunkteter Sackleinen: Die Schuttig tragen verschiedene Häs. Foto: dpa/Janos RUF
Teufel! Lätsch! Fratz! Langnase! Die vierte Klasse der Neunlindenschule kennt schon vier von insgesamt acht Masken der Narrenzunft Elzach. Heute nehmen sie mit ihrer Lehrerin Anne Feißt in der Zunftstube Alfing am Fasnetunterricht teil. "Die Masken heißen bei uns Larven, und es gibt noch vier weitere Grundformen: Mundle, Bäregfriss, Fuchsgfriss und den Bart." Mit ihren geschnitzten Augen und den bemalten Mündern sehen die Larven zwar lustig, aber auch gruselig aus.

Die Kinder hören gut zu, was die Narrenräte Lothar Ruf und Bernd Fackler sagen. Narrenräte nennt man die Chefs einer Zunft. Sie dürfen zum Beispiel die Fasnet offiziell eröffnen. "Warum sind die Larven so wichtig?", fragt Lothar Ruf. "Weil der Narr immer unerkannt bleiben will", antwortet ein Schüler. "Sehr gut", lobt der Narrenrat, "das ist unser oberstes Gebot."

Jedes Jahr kurz vor der Fasnetzeit lädt die Elzacher Narrenzunft Schülerinnen und Schüler zum Fasnetunterricht ein. Mitmachen dürfen Klassen aus Elzach und den dazugehörigen Ortsteilen. Sie werden in die Bräuche und Traditionen eingeweiht, damit auch Kinder, die sich mit der Fasnet nicht so gut auskennen, zu Fachleuten werden. Narrenräte erklären, welches Häs der Schuttig anhat. "Der Schuttig ist die Hauptfigur der Elzacher Fasnet, er trägt einen roten Anzug mit Zotteln aus Filz, dazu ein grünes Larventuch, schwarze Schuhe sowie einen weißen Schal und weiße Handschuhe", beginnt Lothar Ruf. "Und die Soiblodäre!", machen die Viertklässler weiter. Soiblodäre nennt man Saublasen, die an einem Stecken festgemacht sind. Mit ihnen necken die Narren die Zuschauer bei den Fasnetumzügen.

"Rä-ge-mol-li". Die Viertklässler rufen im Chor den Namen der nächsten Schuttigfigur. Das Wort kommt aus dem Elzacher Dialekt und bedeutet Regenmolch, also Feuersalamander. Der Rägemolli trägt einen hell gepunkteten Anzug aus Sackleinen, auf dessen Vorderseite Eule, Fledermaus, Mond und Sterne aufgemalt sind. Und wer kennt den Unterschied zum Urschuttig? "Er trägt ein geblümtes Tuch, kein grünes!", ruft ein Schüler. Ganz genau! Außerdem sind seine Handschuhe schwarz und am Hut sind Papierbollen, keine roten Bollen befestigt. Der Rägemolli trägt auch nur bestimmte Larven: Bäregfriss, Mundle, Lätsch und Langnase.

Nun werden die wertvollen Fasnetgegenstände gezeigt. Die Zunftfahne und die Fackeln für den Fackellauf. "Ohh...!", rufen die Kinder, als sie die Holzgabel des Teufels sehen. Der Teufelschuttig führt stets die Umzüge an und macht mit seinem schwarzen Anzug und der dunklen Larve wirklich Angst.

Toll, wie gut sich die Viertklässler mit der Elzacher Fasnet auskennen. Eines wissen aber auch die größten Experten unter ihnen nicht: Woher kommt der Name Schuttig? "Das kommt von Schurtag – so nannte man früher den Aschermittwoch." Lothar Ruf freut sich, dass er den Viertklässlern doch noch was beibringen konnte.

Ressort: Neues für Kinder

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