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Interview

Warum man Glücklichsein trainieren kann

  • dpa

  • Mo, 20. März 2017, 00:00 Uhr
    Panorama

An diesem Montag ist der Internationale Welttag des Glücks. Karlheinz Ruckriegel von der technischen Hochschule Nürnberg ist Glücksforscher. Er sagt: "Glück lässt sich trainieren."

Wann ist man glücklich?  | Foto: Allef Vinicius (Unsplash.com)
Wann ist man glücklich? Foto: Allef Vinicius (Unsplash.com)
BZ: Wie definieren Sie Glück?
Ruckriegel: Wenn wir von Glück sprechen, können wir meinen: Zufallsglück im Sinne von Glück haben oder das Glücklichsein im Sinn von sich wohlfühlen. Die Glücksforschung zielt auf das subjektive Wohlbefinden ab.

Wünsche müssen machbar sein

BZ: Was ist denn ein glücklicher Mensch?
Ruckriegel: Ein glücklicher Mensch ist einer, der häufig positive Gefühle hat und im Großen und Ganzen mit seinem Leben zufrieden ist. Das hat auch Konsequenzen für die Gesundheit. Glück entlastet das Immunsystem: Wir sind gesünder und leben länger.

BZ: Was bedeutet subjektives Wohlbefinden?
Ruckriegel: Einerseits das emotionale Wohlbefinden. Hier geht es um Gefühle im Alltagsleben, also um das Verhältnis von positiven und negativen Gefühlen im Tagesdurchschnitt. Wobei das Verhältnis positiv zu negativ mindestens drei zu eins sein sollte. Zum anderen geht es um das kognitive Wohlbefinden, also wie wir unser Leben bewerten vor dem Hintergrund unserer Ziele, Wünsche und Erwartungen. Da kommt es natürlich maßgeblich darauf an, welche Ziele wir uns setzen.

BZ: Ist man glücklicher, wenn man seine Erwartungen herunterschraubt?
Ruckriegel: Sie müssen sich schon Wünsche formulieren, die dürfen auch ehrgeizig sein, aber die sollten machbar sein. Aus der Forschung wissen wir, welche Ziele besonders werthaltig sind für unser Wohlbefinden. Das sind solche, die sich mit dem persönlichen Wachstum befassen, mit gelingenden Beziehungen und mit Beiträgen für die Gesellschaft. Was weniger hilft, ist, wenn meine Ziele lauten: Geld, Schönheit und Popularität.

"Wir sehen die Welt nicht objektiv, sondern verzerrt durch einen Negativschleier. Es ist daher sinnvoll, das Positive zu stärken."


BZ: Das Ehrenamt macht glücklicher?

Ruckriegel: Ja. Bei der Frage, was einen glücklich macht, sind bestimmte Glücksfaktoren entscheidend. Zentral dabei ist, dass man sich anderen gegenüber so verhält, wie man selbst möchte, dass sich andere mir gegenüber verhalten. Neben den gelingenden sozialen Beziehungen und der Gesundheit geht es auch um Engagement und eine befriedigende Tätigkeit. Neben der Erwerbsarbeit ist das Ehrenamt wichtig. Es gibt Untersuchungen der OECD, wonach Menschen, die ehrenamtlich tätig sind, zufriedener sind.

BZ: Wie wichtig ist Geld für das Glück?
Ruckriegel: Ein gewisses Maß an Einkommen ist wichtig, um die Grundbedürfnisse abzudecken und Sicherheit zu haben. Insgesamt wird das Einkommen bei uns aber maßlos überschätzt. Man spricht von der hedonistischen Tretmühle. Wenn also die Grundbedürfnisse abgedeckt sind und Sie dann noch mehr Einkommen haben, dann passen Sie Ihre Erwartungen nach oben an. Hat der Nachbar mehr Einkommen, neigen wir dazu zu sagen: Der hat ja mehr. Sind die Grundbedürfnisse abgedeckt, bringt mehr Einkommen nicht mehr viel für das Glück.

BZ: Wie kann man das subjektive Wohlbefinden beeinflussen?
Ruckriegel: Ich kann mir überlegen, ob ich mir jedes negative Gefühl antue. Ein typisches Beispiel ist: das Aufregen im Stau. Wozu aufregen? Man sollte sich fragen, ist ein Gefühl, das sich zeigt, auch angemessen? Das nennt man Gefühlsregulierung. Das kann man trainieren.

BZ: Heißt das: Mehr Gelassenheit bringt mehr Glücklichsein?
Ruckriegel: Wir sehen die Welt nicht objektiv, sondern verzerrt durch einen Negativschleier. Es ist daher sinnvoll, das Positive zu stärken. Das können Sie tun, indem Sie ein Dankbarkeitstagebuch führen und positive Dinge aus dem Alltag aufschreiben. Versuche haben gezeigt, dass Menschen dann nach wenigen Monaten die Sichtweise auf ihr Leben ändern.

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mo, 20. März 2017: PDF-Version herunterladen

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