Der Unterricht als Experiment
Seit zwei Wochen lernen wieder Schüler in Schulen – trotz und geprägt von der Corona-Pandemie / Was hat man bisher gelernt?.
STUTTGART. Von Normalbetrieb kann noch keine Rede sein, aber in Baden-Württembergs Schulen ist wieder zaghaftes Leben eingekehrt. Fast zwei Monate lang waren die Schulhäuser wegen der Corona-Pandemie geschlossen. Ab 4. Mai begannen vorsichtige Präsenzphasen zur Vorbereitung von Abschlussprüfungen. Diese laufen nun.
Insgesamt konnten mehr Lehrer für Präsenzunterricht eingesetzt werden als zunächst vermutet. Das ergab sich aus einer Erhebung des Kultusministeriums. Das Ministerium hatte geschätzt, dass 25 Prozent der Lehrkräfte zu Risikogruppen gehören. Das habe sich zwar bestätigt. Jedoch hätten sich aus der "Risikogruppe B" (Lehrkräfte, die entweder über 60 Jahre alt sind oder in häuslicher Gemeinschaft mit Personen aus einer Risikogruppe leben), einige bereiterklärt, trotzdem im Klassenzimmer zu unterrichten. Das hob den Schnitt der Unterrichtenden auf 80 Prozent. Von den Schülern in Prüfungsklassen nahmen landesweit vier Prozent nicht am Präsenzunterricht teil, da sie angaben, einer Risikogruppe anzugehören.
Durchschnittlich müssen zur Infektionsverhütung pro Klasse zwei Gruppen gebildet werden. Für Präsenzunterricht in Corona-Zeiten braucht man also nicht nur viel mehr Platz, sondern auch doppelt so viele Lehrer. Dabei fehlen im Normalbetrieb schon hunderte Pädagogen.
Neben dem Unterricht findet auch Notbetreuung statt. Das Angebot gilt für Kinder der Klassen 1 bis 7, deren Eltern arbeiten müssen und spezielle Bedingungen erfüllen. Am Stichtag 5. Mai seien rund 28 800 Kinder betreut worden. Wie diese Notbetreuung nun auch in den Pfingstferien angeboten werden kann, ist Gegenstand von Verhandlungen. Am Dienstag verschickte das Kultusministerium dazu einen Brief, in dem Schulleiter fast schon inständig gebeten werden, "auch in den Pfingstferien an Ihrer Schule die Notbetreuung zu organisieren, sofern hierfür ein Bedarf besteht".
Nach Pfingsten soll der Präsenzunterricht landesweit ausgeweitet werden. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) schwebt eine "sinnvolle Verzahnung des Fernlern- und Präsenzunterrichts", vor. Dazu sei "im Wochenrhythmus ein rollierendes System der einzubeziehenden Klassenstufen vorzusehen, auf das die Fernlernphasen abgestimmt werden sollen."
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