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Interview

Welche Medien schätzen die Millennials?

  • dpa

  • Di, 31. Mai 2016, 00:00 Uhr
    Computer & Medien

Wie Menschen Medien nutzen, ist eine Generationenfrage. Die Jüngeren, Millennials genannt, gehen dabei besonders deutlich ihren eigenen Weg, sagt Medienwissenschaftler Stephan Weichert.

Stephan Weichert  | Foto: Jörg Müller
Stephan Weichert Foto: Jörg Müller
Medienmarken seien für sie nicht mehr so wichtig, sagte der Hamburger Professor, der über Millennials forscht, im Interview mit Andreas Heimann. Sie interessierten sich durchaus für Nachrichten, nur nicht für dieselben wie ihre Eltern.

BZ: Sie arbeiten an einer Studie über Millennials – worum geht es dabei genau?
Weichert: Wir untersuchen das Mediennutzungsverhalten von Millennials und die Handlungsoptionen für die Verlage.
BZ: Wer sind eigentlich Millennials?
Weichert: Es sind die Jahrgänge 1981 bis 2000. Das ist soziologisch klar abgrenzbar zu den anderen Generationen.
BZ: Worin unterscheiden sich Millennials bei der Mediennutzung von anderen Generationen?
Weichert: Sie sind Digital Natives und in einer digitalen Medienumwelt groß geworden. Und sie nutzen Medien zeit- und ortsungebunden mit einer Selbstverständlichkeit, die anderen Generationen nicht in die Wiege gelegt wurde. Ihre Mediennutzung ist sehr sprunghaft und sehr punktuell. Sie waren möglicherweise jahrelang bei Facebook und wechseln dann plötzlich zu Snapchat. Markenloyalität ist bei ihnen bei weitem nicht mehr so wichtig. Andererseits nutzen sie eine enorme Vielfalt an Medien.
BZ: Wie wichtig sind für sie Nachrichten?
Weichert: Sie interessieren sich natürlich für Nachrichten, aber für andere, als wir vielleicht meinen. Da geht es um Informationen zu Themen von Klimawandel über Schminktipps bis hin zu Games. Millennials nutzen sie in aller Breite, gerade auf Plattformen wie Facebook oder Youtube. Die Herkunft der Nachrichten wird dabei allerdings oft nicht hinterfragt.
BZ: Welche Rolle spielt das Fernsehen für Millennials?
Weichert: Fernsehen ist nicht totzukriegen, gerade wenn man damit nicht nur lineares Fernsehen meint. Bewegtbild ist bei den Jüngeren sogar ganz weit vorne. Es gibt aber ein starkes Bedürfnis, selbst zu bestimmen, wann sie was schauen wollen. Deswegen ist es für Millennials gang und gebe, auf Mediatheken, Youtube und Streamingdienste zurückzugreifen.
BZ: Welche sozialen Medien sind für Millennials am wichtigsten?
Weichert: 2016 ist für mich ganz klar das Snapchat-Jahr. Ich treffe keinen Jugendlichen mehr unter 25, der nicht bei Snapchat ist. Und es gibt sogar Jugendliche, die inzwischen ihren Facebook-Account löschen, weil Facebook als zu stark kommerzialisiert wahrgenommen wird.
BZ: Wie groß sind die Unterschiede innerhalb der Gruppe der Millennials?
Weichert: Die Gruppe ist sehr heterogen. Dazu gehört ein Schüler genauso wie eine alleinerziehende Mutter Ende 20. Die nutzen Medien sehr unterschiedlich, aber es gibt auch viele verbindende Elemente wie die Nutzung sozialer Medien. Bei den ganz Jungen sind allerdings Chat-Apps weit verbreitet, das ist bei denen Ende 20 nicht mehr so selbstverständlich.

Stephan Weichert wurde 1973 geboren, studierte unter anderem Psychologie und Medienwissenschaft an der Universität Trier, sowie Soziologie, Journalistik und Kommunikationswissenschaft an der Uni Hamburg. Er promovierte 2006 dort an der Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Er ist Professor für Journalismus und Kommunikationswissenschaft an der Hochschule Macromedia. Außerdem ist er wissenschaftlicher Leiter des Masterstudiengangs Digital Journalism an der Hamburg Media School.

Ressort: Computer & Medien

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Di, 31. Mai 2016: PDF-Version herunterladen

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