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Projekt-Ergebnis

Wentzinger-Schüler zeigen mit einer App, wo Barrieren das Leben schwer machen

  • Di, 20. Februar 2018
    Freiburg

Die AG "Digitale Geographie", die sich am Wentzinger-Gymnasium trifft, hat eine Barrierefreiheits-App für Freiburg mitentwickelt.

Stefanie und Kristine Heizmann, Niko W...8220; zusammengearbeitet (von links).   | Foto: Ingo Schneider
Stefanie und Kristine Heizmann, Niko Weinacker und Julius Schaut von der AG haben mit Gabriele Hartmann und Gernot Wolfgang vom Verein „Lebensraum für alle“ zusammengearbeitet (von links). Foto: Ingo Schneider

FREIBURG-MOOSWALD. Wo gibt’s Toiletten, die Menschen mit Rollstuhl nutzen können? Welche Haltestellen sind barrierefrei? Welche Hotels kommen für Menschen mit Handicaps in Frage? Solche Infos bietet die Story-Map "Freiburg für Rollstuhlfahrer", die Jugendliche mit dem Verein "Lebensraum für alle" entwickelt haben. Sie entstand in der AG "Digitale Geographie" des Freiburg-Seminars für Mathematik und Naturwissenschaften, die sich an begabte Schülerinnen und Schüler richtet und am Wentzinger-Gymnasium stattfindet.

Für die Bus- und Straßenbahn-Haltestellen der Freiburger Verkehrs-AG (VAG) hat Stefanie Heizmann (18) im vergangenen Jahr ihre Sommerferien geopfert. Das tat sie gern: Die AG "Digitale Geographie" ist schon seit Jahren ihr großes Hobby. Mit großem Einsatz hat sie sich Material von der VAG beschafft und Hunderte Haltestellen überprüft. Wer jetzt auf die Infos der Story-Map "Freiburg für Rollstuhlfahrer" klickt, sieht jede Menge rote und deutlich weniger grüne Kreise, verteilt in der ganzen Stadt. Die grünen Kreise stehen für barrierefreie Haltestellen, an den roten Kennzeichnungen dagegen haben Menschen mit Rollstuhl Probleme.

Stephanie Heizmanns AG-Kollegen Julius Schaut (15), Niko Weinacker (14) und ihre Schwester Kristina Heizmann (14) haben sich mit anderen Themen beschäftigt: Sie haben für die Story-Map zusammengestellt, wo barrierefreie Parkplätze, Toiletten und Hotels sind. Die Infos dazu haben sie, anders als Stefanie Heizmann bei den Haltestellen, aber größtenteils nicht selbst recherchiert, sondern vom Verein "Lebensraum für alle" bekommen. Der Verein begann 2002, online Infos zum Thema Barrierefreiheit aufzulisten, inzwischen veröffentlicht er alle zwei Jahre den jeweils neu aktualisierten Stadtführer "Freiburg für alle". Ende 2017 ist die sechste Auflage der 60-seitigen Broschüre erschienen, die an einigen Stellen wie der Stadtbibliothek oder beim Seniorenbüro kostenlos erhältlich ist. An Touristen verkauft die Tourist-Info den Stadtführer für 1 Euro.

Gernot Wolfgang und Gabriele Hartmann vom Verein "Lebensraum für alle" freuen sich über die Zusammenarbeit mit den Jugendlichen, die sich ergab, weil Gernot Wolfacker den Lehrer Florian Burghardt kennt, der die AG leitet. "Besonders toll war, dass sich sehr junge Menschen mit Barrierefreiheit auseinandergesetzt haben", sagt Gernot Wolfgang. Viele würden sich erst dafür interessieren, wenn sie selbst betroffen seien – oft erst im Alter, wenn sie mit dem Rollator auf Hindernisse stießen. Für Stefanie und Kristine Heizmann, Julius Schaut und Niko Weinacker war das Thema ziemlich neu. Niko Weinacker hatte allerdings einen Bezug dazu, weil er durch seine Großmutter erlebt hat, wie das Leben mit Rollstuhl ist. Und Stefanie Heizmann, die in Landwasser wohnt, war schon früher aufgefallen, dass die Bedingungen für Rollstuhlfahrer in den verschiedenen Stadtteilen sehr unterschiedlich sind: Während das Rieselfeld gut zugänglich sei, fiel ihr oft auf, dass Ältere und Menschen mit Handicaps im Einkaufszentrum Landwasser Riesenprobleme hätten.

Eigentlich wollten sich die zehn Jugendlichen der AG, von denen sieben Wentzinger-Schüler sind, auch mit der Barrierefreiheit von Schulen beschäftigen. Das Thema blieb dann aber stecken, nicht alle waren mit so viel Elan dabei wie Stefanie und Kristine Heizmann, Julius Schaut und Niko Weinacker.

Seit Herbst steht für die AG nun wieder ein anderes Thema an: Die Jugendlichen haben im Rahmen eines internationalen Projekts Feinstaub-Sensoren gebaut und an verschiedenen Stellen in Freiburg aufgestellt. Früher haben sie unter anderem die Bombenschäden vom 27. November 1944 und die Route von Flüchtlingen und ihre Unterbringung in Freiburg in digitalen Karten bearbeitet und dafür Preise des amerikanischen Softwareherstellers Esri bekommen, dessen Programme sie nutzen. Zumindest Stefanie Heizmann, die nach dem Abi Geographie studieren will, hat aber fest vor, auch an der Story-Map für Rollstuhlfahrer dauerhaft dran zu bleiben, sie will die Daten auch künftig immer weiter aktualisieren.

Infos: Mehr zur Story-Map "Freiburg für Rollstuhlfahrer": http://arcg.is/jq901 Kontakt zum Verein "Lebensraum für alle": http://www.lebensraum-fuer-alle.org

Ressort: Freiburg

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Di, 20. Februar 2018: PDF-Version herunterladen

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