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Beklebung an Straßenbahnen

Wie ein Brett vor dem Kopf

  • Azad Özcan, Klasse 9b, Staudinger-Gesamtschule & Freiburg

  • Do, 03. Juli 2014, 10:24 Uhr
    Schülertexte

Vor ungefähr einem Jahr bin ich mit einem Bus in Freiburg in die Innenstadt gefahren. Als ich durch das Fenster sehen wollte, ging das nicht, weil es mit Werbung beklebt war. Das hat mich sehr gestört, denn meine Sicht war ziemlich eingeschränkt. So wie mir ging und geht es vermutlich auch anderen Leuten.

Daraufhin habe ich mir im Laufe des Jahres die öffentlichen Verkehrsmittel intensiver angeschaut. Dabei ist mir aufgefallen, dass sie im Winter weniger beklebt waren als im Sommer. Aber in den letzten Tagen entdecke ich täglich mehr und größere Werbung. Deswegen habe ich im März unter den Fahrgästen eine kleine Umfrage durchgeführt. 102 Personen erklärten sich bereit teilzunehmen. Ich habe versucht, möglichst repräsentativ junge und alte, weibliche und männliche Personen zu befragen. Meine Fragen und die entsprechenden Ergebnisse fasse ich im Folgenden zusammen:

Auf meine Frage, ob den Fahrgästen die Beklebung auf öffentlichen Verkehrsmitteln schon einmal aufgefallen sei, antworteten 90 Prozent mit Ja und nur zehn Prozent mit Nein. Etwas anders fiel die prozentuale Verteilung bei der Frage aus, ob diese Beklebung auf öffentlichen Verkehrsmitteln störe. Hier antworteten 59 Prozent mit Ja und 41 Prozent mit Nein. Folgendes wurde zur Begründung angegeben: Die meisten begründeten ihre Ablehnung einer Fensterwerbung damit, dass ihnen die Sicht genommen werde. Jemand empfand diese Situation sogar als bedrohlich. Bei jenen, die die Werbung nicht störte, wurde Folgendes belegt: Die meisten Menschen antworteten, dass sie gar nicht nach draußen schauen würden, weil sie mit etwas anderem beschäftigt seien, wie mit ihrem Handy. Viele meinten auch, dass Fensterwerbung vor der Sonne schütze. Und eine Person sagte, dass die VAG auch irgendwie Geld verdienen müsse.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass mehr als die Hälfte der Befragten die Beklebung der öffentlichen Verkehrsmittel als störend empfindet.

Daraufhin habe ich bei der VAG angerufen und mit einem Vertreter des Fahrgastbeirates gesprochen und folgende Informationen erhalten: Die VAG vermietet die Außenflächen der Verkehrsmittel an Firmen, um ihren Gewinn zu steigern. Dadurch sollen die Tickets für uns billiger sein. Hört sich
eigentlich ganz gut an. Aber bis jetzt ist nur das Gegenteil bewiesen, denn die Fahrpreise werden immer höher, obwohl die Beklebung schon mehrere Jahre andauert. Es sollte auch angeblich höchstens ein Drittel der Scheiben beklebt sein, was zumindest meinem Eindruck nach nicht immer aufgeht. Außerdem finde ich, dass die VAG die Fahrt für die Fahrgäste nicht noch unangenehmer machen sollte, als sie vielleicht jetzt schon ist.

Anschließend Schluss wollte ich noch etwas über, die juristische Seite wissen, und habe mich darüber mit einem Freiburger Anwalt unterhalten. Von ihm habe ich bestätigt bekommen, dass die VAG ihre eigenen Verkehrsmittel zu Werbezwecken bekleben und vermieten kann. Durch den Kauf eines Tickets haben die Fahrgäste keinen Anspruch auf freie Sicht, denn sie zahlen nur für den Transport und nicht für die Aussicht. Die mangelnde Sicht ist auch keine Freiheitsberaubung, weil wir uns freiwillig entscheiden können, ob wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren oder nicht. Aber wenn wir uns entscheiden, damit zu fahren müssen wir für unsere eigene Sicherheit sorgen das heißt, uns hinsetzen, oder, falls kein Platz frei ist, so zu stehen und uns festzuhalten, dass wir auf Notsituationen gefasst sind. In meinen Augen wäre es besser, wenn man sich mit freier Sicht frühzeitig auf Gefahren einstellen könnte.


Es gibt kein Gesetz, das über die Zulässigkeit von großflächigen Beklebungen bestimmt. Dem Rechtsanwalt zufolge sehen die Bestimmungen mancher Verkehrsverbünde aber teilweise Höchstgrenzen vor, sei es aus Sicherheitsbedenken oder als Komfort für die Fahrgäste.

Trotz all der Ergebnisse bin ich unglücklich, weil die VAG Ihr Monopol auf diesem Gebiet ausnutzt. Diejenigen, die auf die Verkehrsmittel angewiesen
sind, können leider nichts machen, außer alles zu boykottieren, wenn sie durch Werbung denn tatsächlich so sehr gestört werden. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht.







Ressort: Schülertexte

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