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Wie ein Sechser im Lotto

  • Helene Schrank, Klasse Gym9, Freie Christliche Schule (Freiburg)

  • Fr, 17. Dezember 2021
    Schülertexte

Lukas Schrank hat sich bei einem dreifachen Vorwärtssalto in der Trampolinhalle das Genick gebrochen – und überlebt.

Röntgenbild von Lukas Schranks Halswirbelsäule  | Foto: Privat
Röntgenbild von Lukas Schranks Halswirbelsäule Foto: Privat
Zusammen mit einer Freundin ging mein Bruder Lukas Schrank (22) am 5. März 2020 gegen Nachmittag in eine angesagte Trampolinhalle, um ein bisschen Spaß zu haben. Sie hatten 90 Minuten Zeit, um sich auszutoben und alles Mögliche auszuprobieren, natürlich war auch die Handykamera überall dabei. Die beiden versuchten, sich immer mehr herauszufordern, und steigerten sich immer mehr. Dann bekam Lukas eine Idee: einen dreifachen Vorwärtssalto in eine Schnitzelgrube zu machen. Das ist ein Schwimmbad-ähnliches Becken, gefüllt mit Schaumstoffwürfeln.

Sie bauten einen kleinen Mattenturm, um ihn als Sprungbrett zu benutzen. Als Lukas auf dem Turm stand, zögerte er erst, da er mit solchen waghalsigen Sprüngen kaum Erfahrung hatte, doch schließlich fokussierte er sich auf den Sprung. Sein Körper spannte sich an und er hüpfte von dem Turm auf das Sprungnetz und nutzte den Schwung, um sich abzustoßen. In der Luft passierte alles von alleine. Sein Körper formte sich zu einer Kugel und er fühlte sich, als würde er fliegen. Nachdem er kopfüber aufkam, wusste er sofort, dass etwas nicht stimmte, als er in seinem Nacken ein lautes Krachen hörte. Sein Kopf war auf dem Netz unter den Schnitzeln aufgekommen, sodass sein Genick brach und das Rückenmark so sehr verschob, dass das Risiko zur Querschnittslähmung bei fast 100 Prozent lag. Als ihm das bewusst wurde, stützte er seinen Kopf mit Schaumstoffwürfeln und versuchte, sich nicht zu bewegen.

Lukas rief seiner Freundin zu, dass sie den Krankenwagen rufen sollte. Da sie aber in Schockstarre war und nicht wusste, was passierte, konnte sie nichts tun. Mit der Zeit wurden auch andere Hallenbesucher auf den Vorfall aufmerksam und handelten schnell, indem sie Feuerwehr und Krankenwagen riefen. Zuerst traf die Feuerwehr ein und half Lukas aus dem Becken, nachdem sie ihm eine Halskrause angelegt hatten.

Als schließlich der Krankenwagen kam, fuhren sie auf direktem Weg ins Krankenhaus. So wie er dort im Wagen lag, fühlte Lukas sich "hilflos und außer Kontrolle", wie er erzählt. Auf der Fahrt verarzteten sie ihn schon und gaben ihm Morphium, um die Schmerzen zu lindern. Im Krankenhaus angekommen wurde sofort eine Notoperation durchgeführt. Bei einer Halswirbel-OP passieren laut seinem Arzt die meisten Unfälle beim Umdrehen des Körpers. Doch Lukas überstand die vierstündige Operation ohne weiteres. Er blieb für 14 Tage im Krankenhaus und hatte schon nach einer Woche die nächste Operation.

Sein Genickbruch sowie die Operationen zogen Kurzzeitfolgen nach sich, beispielsweise enorme Verspannungen in der Hals-, Nacken-, Schulter- und Oberkörperregion. Diese hielten zirka sechs bis sieben Tage an. Außerdem hatte sich im Nackenbereich ein Bluterguss gebildet. Sein rechter Arm war zwei Monate lang gelähmt. Zudem wurde bei einer OP durch die Schädelklemme, die zu der Fixierung des Schädels da ist, ein Nerv durchtrennt, wodurch die linke Seite der Kopfhaut für eine Woche taub war. Eine zerschmetterte Bandscheibe wurde durch eine Titan-Cage-Bandscheibe ersetzt und vier Halswirbel mit zwölf Schrauben und mehreren Verbindungen fixiert, welche lebenslang im Hals bleiben. Langzeitfolgen sind unter anderem Einschränkung seiner Bewegungsfreiheit wie beim Schauen nach links, nach oben und unten, wobei der Blick nach rechts fast vollständig wiederhergestellt ist.

Alles in allem ein Riesenglück im Unglück. Einer seiner Krankenpfleger sagte auch: "Wie ein Sechser im Lotto!"

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 17. Dezember 2021: PDF-Version herunterladen

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