Die Entwurzelten aus Syrien und anderswo erinnern unseren Autor Karl-Ludwig Günsche an sein eigenes Schicksal: Auch er musste die Heimat verlassen. Wie hat er das Ganze seinerzeit erlebt?
Die Gesichter sind müde und grau vor Erschöpfung, ihren Augen sieht man die Strapazen der Flucht, den Hunger und die Entbehrungen deutlich an: Sie scheinen kaum noch etwas wahrzunehmen, sind blicklos geworden von all dem Elend und der Angst, die sie durchlitten haben. Aber auch erste Zuversicht spricht aus ihren Augen, verschämt noch, unsicher und ängstlich. Sie wissen nicht, wie ihr Leben künftig aussehen wird, ahnen kaum, was der nächste Tag, die nächste Woche ihnen bringt. Aber für den Moment haben sie nach Wochen zum ersten Mal wieder wenigstens eine Bleibe und zumindest die Hoffnung auf Sicherheit.
Das, was sie auf dem Leibe tragen, ist alles, was ihnen geblieben ist. Nur wenige tragen zusammengeschnürte Bündel mit ein paar Habseligkeiten mit sich, die sie schnell zusammengepackt haben, als sie sich auf den Weg aus ihrer Heimat in eine unbekannte und ungewisse Zukunft gemacht haben. Alles andere, das, was einen großen und wichtigen Teil ihres bisherigen Lebens ausgemacht hat, mussten sie zurücklassen: Ihre Häuser und Wohnungen, ihre Möbel, ihre Kleidung, ihr Geschirr, ihre Bücher ... Und natürlich ihre Freunde, ihr vertrautes Umfeld, oft genug auch ihre Familie. ...