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"Wir haben hier im Laden einen großen Andrang"

  • Do, 30. April 2015
    Schülertexte

ZISCHUP-INTERVIEW mit Sabine Dietsche, die im Kleiderladen in der Dreikönigstraße arbeitet / Kleidung wird immer gebraucht.

Sabine Dietsche (rechts) im Kleiderladen  | Foto: Ingo Schneider
Sabine Dietsche (rechts) im Kleiderladen Foto: Ingo Schneider

Interview mit Sabine Dietsche über den Kleiderladen in der Dreikönigstraße 9, dessen Träger die Vereinigung Freiburger Sozialarbeit ist. Menschen mit geringem Einkommen bekommen dort die Kleidungsstücke, die sie brauchen. Einen Kleiderladen gibt es in vielen Städten. Er lebt von Sachspenden. Nachgefragt hat Sarah Kasper aus der 8c des Freiburger Goethe-Gymnasiums.

Zischup: Seit wann gibt es den Kleiderladen?
Dietsche: Der Kleiderladen wurde 1946, also kurz nach dem Krieg, gegründet.
Zischup: Wer hatte die Idee zu so einem Laden?
Dietsche: Den Laden haben Quäker gegründet. Damals hatte der Laden noch den Namen Wärme- und Nähstube. Die Kinder konnten dort nach der Schule hingehen und haben ein warmes Mittagessen bekommen. Man konnte nähen, es war warm und man konnte sich dort aufhalten. Und später wurden dann Spenden gesammelt, die weitergegeben wurden. Daraus hat sich dann der Kleiderladen entwickelt.
Zischup: An wen werden die Klamotten vergeben?
Dietsche: An alle, die welche brauchen. Wir haben sehr viele Wohnsitzlose und Flüchtlinge, aber auch Rentner und Hartz-IV-Empfänger.
Zischup: Und von welcher dieser Gruppen kommen die meisten Leute?
Dietsche: Also, wir haben sehr viele Flüchtlinge, die sich mit wetterangepasster Kleidung eindecken müssen. Aber auch von den Wohnsitzlosen gibt es eine große Anzahl.
Zischup: Wenn viele Leute vor der Tür stehen, dürfen dann auch alle rein?
Dietsche: Normalerweise schon. Wir haben im Moment aber einen so großen Andrang, dass wir schon ein paar Mal Leuten sagen mussten, dass sie in einer Stunde wiederkommen sollen.
Zischup: Wie oft darf man kommen?
Dietsche: Wir haben jetzt eine neue Regelung. Bisher gab es immer Scheine, die man sich auf Ämtern ausstellen lassen musste. Auf den Scheinen war der Name der Person und das Ausstellungsdatum vermerkt. Diese galten dann drei Monate lang. Man durfte innerhalb dieser drei Monate dreimal kommen und die Sachen, die man brauchte, mitnehmen. Wir stellen auf eine Computerchipkarte um, auf der ein Foto der Person ist. Diese Karte können die Menschen bei uns machen lassen. Man braucht für die Karte gewisse Unterlagen, je nachdem zu welcher Gruppe man gehört. Außerdem muss man ein Foto von sich und drei Euro mitbringen. Wenn Leute kommen, dann zeigen sie ihre Karte. Man kann einmal in der Woche kommen und eine bestimmte Menge an Kleidung mitnehmen.
Zischup: Wie viel darf eine Person bei euch mitnehmen?
Dietsche: Das hängt immer von der Menge der Spenden ab. Es gibt ein paar Sachen, von denen wir immer zu wenig haben, zum Beispiel Männersachen oder Bettwäsche.
Zischup: Was passiert mit den Sachen, die wochenlang keiner mitnimmt?
Dietsche: Die meisten Sachen gehen weg, aber wenn wir etwas sehen, das schon sehr lange da ist, dann entsorgen wir das.
Zischup: Welche Sachen könnt ihr besonders gut gebrauchen?
Dietsche: Bettwäsche, Handtücher, Männerhosen, -schuhe, -pullover und für die Wohnsitzlose Rucksäcke, Isomatten, Schlafsäcke und festes Schuhwerk.
Zischup: Bringen die Leute immer saubere und gut erhaltene Kleidung?
Dietsche: Leider nicht, wir haben oft Sachen, die wir aussortieren müssen, weil sie kaputt oder schmutzig sind.
Zischup: Wohin bringt ihr die Sachen, die zu alt oder kaputt sind?
Dietsche: Die lassen wir abholen und dann werden sie geschreddert.
Zischup: Kann man auch im Sommer Winterjacken bringen?
Dietsche: Ungern, weil wir ein Problem mit Platz zum Lagern haben.
Zischup: Wann kann man die Sachen vorbeibringen?
Dietsche: Man kann sie von montags bis donnerstags zwischen 14 und 17 Uhr und dienstags und mittwochs von 9 bis 12 Uhr abgeben. An den anderen Tagen kann man sie in unsere Container an der Ecke Schwarzwaldstraße werfen.
Zischup: Wer arbeitet im Kleiderladen?
Dietsche: Wir haben über 30 ehrenamtliche Mitarbeiter, drei Ein-Euro-Jobber und zwei Festangestellte.
Zischup: Macht die Arbeit im Kleiderladen Spaß?
Dietsche: Es ist manchmal sehr anstrengend, aber wir sind ein gutes Team, und wir bemühen uns immer, den Kunden gegenüber freundlich zu sein.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 30. April 2015: PDF-Version herunterladen

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